Mysuru/Mysore

Dieses Wochenende sind wir mit fast allen Lehrern der Pallotti School nach Mysuru (oder auch Mysore genannt) zum Teacher’s Picknick gefahren. Los ging es am Samstagabend am Bahnhof in Madurai. Mit einer halben Stunde Verspätung, die mich wehmütig an die Züge in Deutschland erinnerte, ist der Zug dann in den Bahnhof eingefahren. (Übrigens fahren die Züge extrem langsam in den Bahnhof ein und ich habe mir sagen lassen, dass man zum Beispiel in Mumbai beobachten kann, dass manch ein Inder vom fahrenen Zug springt.) Im Zug hatten wir reservierte Schlafplätze, was ich nur empfehlen kann.

Ganz kurz zum Aufbau: Es gibt einzelne Nischen, die durch Wände voneinander getrennt sind. Drei Betten sind übereinander angebracht und denen gegenüber noch einmal drei Betten. Auf der anderen Seite des Ganges hängen zwei Betten übereinander. Das mittlere Bett lässt sich jeweils einklappen, sodass man tagsüber auf der untersten Bank sitzen kann. Der Zug hat zwar Türen und Fenster, die werden aber nur bei starkem Regen geschlossen. Oben an der Decke hängen Ventilatoren, an denen man sich schnell den Kopf stoßen kann. (Spreche hier aus Erfahrung. Aber eigentlich hab ich mich überall dran gestoßen.) Die Fahrt ist sehr holprig und überall quietsch und rumst es. Ständig laufen Verkäufer mit Essen oder Tee und Kaffee durch die Gänge und rufen dabei den Namen ihrer Ware aus, was oft sehr amüsant klingt. Nachts werden die Betten aufgebaut, die Lichter ausgeschaltet und bis auf manch einem Schnarchen ist Nachtruhe angesagt.

Auf der Hinfahrt waren wir mit den Lehrern in einem Wagon, sodass es ziemlich laut war. Nach dem Abendessen haben wir Kreise mit Henna auf die Hand gemalt. Das hat keine besondere Bedeutung. Sie finden die Farben einfach nur schön und tragen sich zu besonderen Anlässen die Paste auf.

Danach haben wir uns schlafen gelegt. Ich habe ganz oben unter der Decke geschlafen und die ganze Zeit hingen meine Füße raus, weil ich zu groß für die Liege war.  Insgesamt habe ich ganz gut geschlafen, was ich hauptsächlich meinem Schlafsack und den Ohrenstöpseln zu verdanken hatte. Am Morgen haben wir uns dann an die Türen gestellt und die Sicht und den Fahrtwind genossen. Nach dreizehn Stunden sind wir dann an unserem Ziel ausgestiegen. Trotz der langen Fahrt, verging die Zeit überraschend schnell.

Das Bild ist eigentlich auf der Rückfahrt entstanden, aber irgendwie passt es hier besser hin.

In Mysuru angekommen haben wir unser Gepäck in die Unterkunft gebracht und sind danach in den Zoo gefahren. (Achtung sehr persönliche Meinung, die anderen den Spaß verderben kann!! Sie soll nicht voraussetzen, dass ich von anderen erwarte, dass sie auch so denken. Ich denke über manche Dinge öfter mal anders nach, verstehe aber auch absolut die Gegenseite.) Eigentlich gehe ich nicht gerne in den Zoo (auch in Deutschland), weil ich kein Fan davon bin, Lebewesen einzusperren, damit Menschen sich an ihnen ergötzen können. Am meisten rege ich mich immer über die Schilder auf, auf denen steht, wo diese Tiere leben. Für mich ist das eine Lüge, schließlich war das Tier aus dem Zoo nie an diesem Ort, sondern ist in einem Zoo geboren worden und lebt auch weiterhin in einem Zoo. Mir kommen sofort die Tränen, wenn ich ein Tier in einem viel zu kleinen Käfig sehe. Deswegen war ich erleichtert, dass der Zoo in Mysuru so gut ausgebaut war. Die meisten Gehege waren groß genug und auch authentisch gestaltet. Es war nicht schmutzig und hat auch nicht gestunken.

Im Anschluss sind wir zum Palast in Mysuru gefahren. Ich muss sagen, von außen gibt der nicht so viel her, aber drin ist der echt „Oho“. Ich liebe die Farben in Indien und dann noch in Kombination mit den vielen Mustern und Schnörkeln, ist das einfach himmlisch. Oft wurden in den Gängen mit Säulen zwei Spiegel parallel zueinander angebracht, sodass der Raum unendlich lang erschien. Leider konnten wir nicht allzu viele Bilder machen, weil das Fotografieren in Räumen mit Gemälden verboten ist.

Nach dem Besuch im Schloss ging es weiter in den Brindavan Garden. Pünktlich zum Sonnenuntergang kamen wir nach der 45minütigen Busfahrt dort an. Der Himmel sah so schön aus und man konnte die Sonne hinter dem Staudamm untergehen sehen. Sobald es dunkel wurde, gingen in dem Park überall die Lichter an. Später gab es noch eine Wasser-Lichter-Show, aber durch das Licht wurden so viele Tiere angelockt, dass ich diese nicht wirklich genießen konnte.

Auf der Rückfahrt war der gesamte Himmel von Wetterleuchten erleuchtet. Auch wenn ich todmüde war, konnte ich nicht schlafen, so schön waren die Lichter und zu groß die Angst etwas zu verpassen.

Am nächsten Morgen sollten wir eigentlich um 5.30 Uhr zu weiteren Sehenswürdigkeiten aufbrechen, doch es hat so stark geregnet, dass wir noch an die zwei Stunden warten mussten.  Als wir dann soweit waren, sind wir zu einem bekannten Hindutempel gefahren. Dieser lag auf einem Berg und dort waren viele Affen. Beim Abgeben unserer Schuhe haben wir den Fehler gemacht, die Blumen, die uns angeboten wurden, anzunehmen. Die waren, wie sich letztendlich rausgestellt hat, nicht in der Leihgebühr enthalten. Im Tempel hat sich uns dann auch noch ungewollt ein Guide aufgedrängt und wollte uns auch noch dafür Geld abnehmen. Was haben wir also gelernt? Niemals etwas nehmen, was dir in Indien angeboten wird und Leute, die dir etwas erklären, wegscheuchen, solange man nicht an einer Führung interessiert ist.

Nach dem Tempel haben wir den Vogelgarten, der zu einem Aschram gehörte, besucht. Der Besitzer hat sogar einen Weltrekord für die größte Vielfalt an Vogelarten. Die Vögel saßen aus wie in dem Kinderfilm „Rio“ und waren echt putzig. Auch der Garten war kunstvoll angelegt. Von den Vögeln durfte man keine Bilder machen.

Als nächstes Tempel ging es weiter zum Sommerschloss in Mysuru. Außen herum war ein riesiges Parkgelände angebracht mit gigantischen Bäumen. Das Schloss sieht von außen ein wenig komisch aus, weil es komplett eingepackt und von Netzen zum Schutz vor Vögeln umgeben ist. Innen ist es unglaublich schön verziert. Ich glaube, ich habe nicht eine einzige Wand gesehen, die nicht kunstvoll bemalt oder mit Bildern behangen war. Leider war das Licht schlecht und das Fotografieren nicht immer erlaubt. An den Wänden im Eingang wurde eine bekannte Schlacht abgebildet, allerdings konnte ich auch mit den englischen Infotafeln nichts anfangen, weil sie alle daraus ausgelegt waren, dass man sich in dem Gebiet schon mehr auskennt und dementsprechend nicht in das Thema eingeleitet haben. Um ehrlich zu sein, war ich auch viel zu sehr von der Schönheit der Räume abgelenkt, als das mich der historische Hintergrund noch interessiert hätte.

Auf dem Weg zurück haben wir einen Zwischenhalt an einem Fluss gemacht. Der Boden dort war heilig und dementsprechend mussten wir die Schuhe ausziehen. Im Fluss haben sich nicht nur die Hindus mit dem Wasser gewaschen/gesegnet. Ich habe auf diese Prozedur verzichtet, da mir einer der Fathers erzählt hat, was da so alles in diesem Flüsschen landet… Wie zum Beispiel die Asche von Verstorbenen, deren Kleidung und sonstige Abfallprodukte. Da kann das Wasser noch so heilig sein, aber mein Immunsystem ist solchen Aktionen bestimmt noch nicht gewachsen.

Im Anschluss sind wir in eine katholische Kirche gefahren. Vor der Kirche stand eine Statue einer Heiligen mit dem Namen Philomena, deren Existenz jedoch umstritten ist. Und ich muss zugeben, diese Kirche entsprach überhaupt nicht meinem Geschmack. Alles war sehr kitschig gestaltet und mit blinkenden LEDs ausgeleuchtet. Sogar der Altar war von blauen LEDs umrahmt. Die Farben waren viel zu grell und die Figuren sahen nicht natürlich aus. Doch trotz des Schockes war es ganz interessant zu sehen, dass selbst das Christentum sich der indischen Kultur und der Liebe zum Kitsch angepasst hat. Komischerweise habe ich kein einziges Bild dort gemacht.

Als letztes Stand der Markt auf unserem Programm. Doch tragischer Weise sind wir kurz davor verloren gegangen und haben eine Weile gebraucht, um den Anschluss zurückzufinden. Als wir dann wieder bei den Fathers waren, sind wir in eine paar Läden gegangen, doch nicht auf den Markt, weil es dort zu voll war und das zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Ich bin ein wenig enttäuscht deswegen, weil ich mich auf den Markt am meisten gefreut hatte und ihn dann nicht sehen konnte. Aber ich hoffe, dass ich in den nächsten Monaten noch einmal die Chance habe, einen indischen Markt zu erleben.

Danach ging es auch schon wieder zurück zum Bahnhof und damit auch zurück nach Madurai. Auf der Rückfahrt saßen wir alleine mit den zwei Fathers in einem Abteil, was um einiges angenehmer war. Ich mag die beiden echt gerne, da sie sehr gut Englisch sprechen und somit auch richtige Gespräche möglich sind. Vor allem sind sie sehr gebildet und haben eine offene Weltansicht, die unserer recht ähnlich ist. Wir können sie alles fragen, was sehr wichtig war, denn nach diesem Ausflug waren viele Fragen offen. Die Kultur hier ist komplett anders und die Menschen ticken nicht so wie wir. Zum Beispiel machen die Inder von ungefähr allem Bilder. Die machen sogar mehr Bilder als ich!! Und ständig wollen sie Selfies mit uns machen und selbst wenn du „Nein“ sagst, stellen sie sich manchmal trotzdem vor dich und machen ein Bilder oder fotografieren dich, während sie vor dir herlaufen. Wenn die Fathers neben uns stehen, werden sie von Männern gefragt, ob es ihnen erlaubt ist, ein Bild mit uns zu machen. Manchmal fühle ich mich wie eine Sehenswürdigkeit, denn ich werde ständig mit großen Augen angestarrt und abgelichtet. So etwas wie Datenschutz kennt man hier eben nicht. Anfangs war ich deswegen richtig wütend. Doch mir wurde erklärt, dass die Inder das nicht böse meinen, helle Haut allerdings vor allem im Süden als sehr selten und kostbar angesehen wird und sie deswegen gerne ein Bild mit uns machen. Es ist aber trotzdem besser als Frau abzulehnen, wenn man von Männern angesprochen wird.

Ich freue mich auf jeden Fall auf das nächste Wochenende, denn da wollen wir in den Dschungel. Diesmal allein. Mal gucken, ob das was wird. Jetzt genieße ich auf jeden Fall noch die Examsferien und überlasse mich meinem inneren Schweinehund und mache einfach mal nichts. Ich habe mir nämlich vorgenommen, das im Laufe des Jahres zu lernen. Einfach mal nichts tun. Außerdem war es schon genug anstrengend, diesen Blogeintrag zu schreiben. Wir haben im Moment nur bedingt WLAN und dann so viele Bilder einzufügen, macht kein Spaß und dauert ziemlich lange. Achja ich habe ziemlich früh die Lust daran verloren, nach Fehlern zu suchen. Seid gnädig, ich hab Urlaub.

Ich mach das alleine!!

Selbstständig zu sein, bedeutet flexibel zu sein, Aufgaben zu übernehmen und sie zu bewältigen. Aber Selbständigkeit bedeutet nicht unbedingt immer alles selbst und ständig zu tun. Ab einem bestimmten Punkt muss man bereit sein, anderen „Dinge“ anzuvertrauen und Aufgaben abzugeben.

Dabei ist einer der größten Irrtümer, zu glauben, man zeige Schwäche, wenn man etwas nicht gut kann und andere um Hilfe bittet. Nur weil man diese eine gewisse Sache nicht kann, bedeutet das nicht, dass man talentlos ist. Jeder hat Schwächen und Stärken in unterschiedlicher Ausprägung. Was ich gut kann, kann der nächste nicht. Dafür kann er etwas, was ich nicht kann. Wichtig dabei ist, sich seinem Können bewusst zu sein und zu akzeptieren, wenn etwas außerhalb der  eigenen Grenzen liegt. Manche Grenzen können erweitert werden, was mal mehr und mal weniger Geduld und Zeit braucht, andere Grenzen bleiben standhaft. Unüberschreitbar.

Mein kleines Herz bounct

Mein kleines Herz bounct

Bumbum bumbum

im Takt des Lebens,

auf und ab ein Leben lang,

mal schnell und mal langsam,

doch immer auf trapp.

Auf mein kleines Herz ist immer Verlass.

Doch was ist es,

was bringt es zum Schlagen?

Es braucht doch irgendeinen Sinn zum Schlagen!!

Einen Lebenssinn.

Aber was gibt meinem Herzen diesen Sinn?

Ist es…

Oder ist es…

Ich will doch nicht glauben,

dass bloßer Überlebensdrang

der Motor meines Herzen ist.

Da muss es noch mehr geben.

Etwas, wofür es sich zu schlagen lohnt.

Ist die Liebe der Treibstoff meines Herzens?

Ist es der Drang, meine Träume wahr werden zu lassen?

Sind es die glücklichen Momente?

Ein Lächeln im Gesicht?

Oder jemand?

Kann eine Person der Grund sein,

warum mein Herz nicht aufhört zu schlagen?

Um für sie da zu sein?

Um nicht auf ihre Anwesenheit verzichten zu müssen?

Mein kleines Herz bounct

Bumbum bumbum

Es schlägt und schlägt,

ganz egal ob für dich oder mich,

doch irgendwann hört es dann auf.

Und ich hoffe, bis dahin

hat es genug von dem bekommen,

was mein kleines Herz zum Bouncen bringt.