Wie das Meer tief, weit, dunkel, unberechenbar Wellen treiben auf das Meer zu, ziehen sich zurück mit der Strömung niemals Stillstand
So viel Schönes, Buntes, Kaputtes Hässliches treibt in diesem Meer. Bewegt durch die Wellen, gespült an den Strand, liegen gelassen, zurückgesogen
Verborgen am Meeresgrund für das Meer unerreichbar liegen Dinge vergraben in Angst. Verborgener Schrecken rottet vor sich hin wie ein altes Wrack. Einige Wellen höher als andere mit so einer Wucht graben danach.
An die Oberfläche gezogen, von besonders starken Wellen weitergetragen, an den Strand geschleudert. So weit, dass keine andere Welle sie mehr erreichen kann, werden sie zu Spuren im Sand, die nur noch daran erinnern.
Das letzte Wochenende haben wir in Kumily in Kerala verbracht. Der Ort ist für seine Reservoirs wie das „Tiger Reservoir“ bekannt und lebt dementsprechend hauptsächlich vom Tourismus. Außerdem wachsen in dem feuchten und angenehm kühlen Gebiet viele Pflanzen, aus denen Gewürze hergestellt werden und dann an kleinen Verkaufsständen verkauft werden. Beispielsweise findet man viele Kurkuma, Kardamom und auch wilde Kaffeepflanzen.
Wir sind von Madurai aus mit dem Bus drei Stunden in die „Höhen“ der Kardamomberge (Es sind nur 880m, die einen jedoch sehr viel höher vorkommen.) gereist. Für die Fahrt haben wir umgerechnet ungefähr 1,40 € bezahlt. Auch wenn die Bänke nicht unbedingt gemütlich sind, der Lärm und vor allem das „ewige Hupen!“ (Stellt euch an dieser Stelle Pumbas dramatische Stimme vor) ein wenig nervenauftreibend sind, sind der Ausblick und die Erfahrungen, die man nebenbei sammeln kann, unbezahlbar. Vor allem finde ich es gut, dass man mit diesen Bussen fast überall hinkommen kann und das zu kleinen Preisen. Die Busse sehen übrigens sehr provisorisch gestaltet aus. Schließlich schauen die Kabel überall noch raus und es gibt keine Türen, sodass man meinen könnte, dass sie noch nicht fertig gebaut sind. Doch trotzdem sind sie zuverlässiger als man denkt und meistern sogar die engen und steilen Straßen des Gebirges.
In Kumily angekommen sind wir mit einer Rikscha weiter zu unserer Unterkunft „Monsoon Retreat“ gefahren. Wir haben unser Baumhaus oder besser gesagt das Stelzenhaus inmitten des Dschungels, das wir uns mit ein paar Wildbienen, die die Etage unter uns bezogen hatten, teilen mussten, bezogen. Ich habe mich selbst am dritten Tag noch auf dem Weg zum Haupthaus ein bisschen in den vielen Pfaden verirrt, weil die Wege verworren waren und man nicht weiter als zum nächsten gigantischen Blatt schauen konnte. Nach kurzer Eingewöhnungszeit haben wir beschlossen, Kumily zu erkunden und herauszufinden, wie man die Touren durch die Reservoirs buchen kann. (Dazu findet man im Internet nämlich kaum Informationen.) In der Nähe unserer Unterkunft hat ein Mann uns angesprochen, der meinte, er sei ein Freund des Besitzers unserer Unterkunft und könnte uns helfen. Wir haben ihm nicht vertraut, wussten aber auch nicht, wie wir anders an Informationen kommen sollten. Also sind wir erst einmal mit ihm zusammen in die Stadt gefahren und haben auf dem Weg dahin noch einen Abstecher in den Spicegarden gemacht, in dem eine Frau uns verschiedene Pflanzen, die für Gewürze, Medizin oder Kosmetik genutzt werden, gezeigt hat. An vielen Blättern durften wir schnuppern und die Moskitos haben wieder zu ihrem Besten gegeben.
(Die Bilder sind nicht zeitlich geordnet)
Später sind wir mit diesem Mann in sein Büro und haben uns
da über die verschiedenen Angebote informieren lassen. Allerdings waren die
verfügbaren Angebote sehr kostspielig und dementsprechend haben wir das
günstigste Angebot genommen. Mit einem Jeep sollten wir über die Grenze nach
Tamil Nadu fahren und uns dort die Vegetation anschauen können, denn der
Dschungel erstreckt sich über die Grenze beider Bundesstaaten.
Und wer sich jetzt in die Stimmung begeben möchte, in der ich mich die Fahrt über befunden habe, kann nebenbei „Road to Nowhere“ von Talking Heads auf Dauerschleife hören. Genauso hat es sich nämlich angefühlt, sobald wir den Highway nach 40 Kilometern verlassen haben und auf die Berge zugefahren sind. Von da an haben wir auch überhaupt nicht mehr gewusst, was uns auf der Strecke erwarten könnte.
Unser Frühstück an diesem Tag ganz traditionell auf einem Bananenblatt serviert
Wir wurden um sechs Uhr abgeholt und das Tor war noch verschlossen, sodass wir darüber klettern mussten.
Je höher wir kamen, desto kälter wurde uns und umso schöner
wurde die Aussicht. Ich bin nicht so talentiert wie Süskind, wenn es darum geht
Gerüche oder die Atmosphäre und Gegend zu beschreiben, but let’s give it a try.
Wer Abkühlung von den heißen Temperaturen Indiens sucht, ist perfekt in den höhergelegenen Teeplantagen aufgehoben. (Haben die Briten damals übrigens auch gemacht.) Bei für mich mittlerweile ungewohnten zwanzig Grad war ich nicht mehr abhängig vom Ventilator, dafür habe ich mir einen kuscheligen Pullover gewünscht. Fernab der Straßen und Städte gibt es kaum Abgase, die die Luft verschmutzen. Die Luft ist kalt und feucht und riecht dementsprechend frisch und sauber. Während die heruntergeschnittenen Pflanzen eher trist aussehen, wirken die älteren Pflanzen düster und die Jungpflanzen sprießen vor Leben. Zwischen den Bäumen kriecht der Nebel vom Boden herauf und gibt dem Ganzen einen mystischen Touch. Hungrige Zungen lechzen nach allem, was sie kriegen können, verschlingen Häuser, Bäume, Lebewesen, lassen die Bergspitzen verschwinden. Der herbe Geruch der Teepflanzen liegt in der Luft. Darunter mischt sich ein leicht scharfer Geruch, wenn Männer die Pflanzen mit Pflanzenschutz besprühen. Irgendwo verbrennt jemand feuchtes Holz. Sobald sich die Sonne durch Nebel und Wolken kämpft, strahlen die verschiedenen Grüntöne und die Feuchtigkeit glitzert auf den Oberflächen.
Nessi, bist du es?
Am höchsten Punkt angekommen (1500m) sind wir ausgestiegen und zu Fuß auf den Berg gekrachselt. Oben angekommen, haben wir eine Zeit lang erst nichts anderes als eine weiße Nebelwand gesehen. Doch nachdem sie sich etwas aufgeklärt hat, konnte man den Abhang herabschauen.
Zurück im Jeep ging es auch schon wieder nach Kumily. Auf dem Rückweg haben wir auf den Bergspitzen drei Elefanten gesehen und ein paar weiße Affen. Doch in den Dschungel sind wir, anders als erwartet, nicht mehr gefahren und somit war unsere Laune nicht mehr allzu weit oben. Denn eigentlich sind wir doch nach Kumily gefahren, um den Dschungel zu sehen.
Am nächsten Tag haben wir dann das erste Mal unseren Hausherren getroffen. Er war leicht entsetzt über das, was wir vom Vortag erzählt haben. Dann wurden wir darüber aufgeklärt, dass er diesen Mann zwar kenne, er aber auf keinen Fall sein Freund sei. Der Mann hat also den Namen unseres Hausherrn missbraucht, damit wir ihm vertrauen. Übrigens haben wir den Mann die ganze Zeit über nicht vertraut und deswegen das mit Abstand günstigste Angebot gewählt, was wenigstens ein bisschen beruhigend war. Dementsprechend sind wir nicht allzu tief in die Falle getappt. Er hat uns außerdem falsche Informationen über die Angebote gegeben. Man kann nämlich durchaus einzelne Aktionen buchen und muss nicht unbedingt immer eine teure Tagestour nehmen. Das Ganze ist einfach sehr verwirrend gemacht, weil das Verkaufsbüro des Parks sehr versteckt ist und man immer nur zu den Verkaufsständen von Leuten kommt, die ihre Karten wiederum bei niemand anderes als dem Verkaufsbüro des Parks kaufen. Man muss deswegen nicht mehr zahlen oder so, aber diese Leute versuchen meistens die teuren Angebote an den Mann zu bringen und gehen nicht immer auf die Wünsche ein. Trotz dessen bereue ich diese Tour nicht, weil sie wirklich schön war und möchte mich auch gar nicht so sehr darüber aufregen, weil wir es ja auch nicht besser wussten. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch keine Vergleichsmöglichkeiten, weil die ehemaligen Freiwilligen nicht mehr genau sagen konnten, wo sie ihre Karten gekauft haben. Dabei sind wir dann einfach an den falschen Mann gelangt. Allerdings gönne ich dem Mann seinen Erfolg nicht. Aber das sind Dinge, die man immer wieder an jedem Ort der Welt erlebt, vor allem wenn die Gegend ausschließlich vom Tourismus lebt.
Zu unserem Glück haben wir von unserem Hausherren angeboten bekommen, mit ihm gemeinsam noch einmal in den Park zu gehen. Dankend haben wir dieses Angebot angenommen und sind gemeinsam mit zwei weiteren Gästen in das Reservoir gefahren. Und was soll ich sagen, eine bessere Führung hätte ich mir zu dem Zeitpunkt nicht erhoffen können. Der Hausherr selbst ist in diesem Park groß geworden und kennt sich dort dementsprechend aus wie in seiner Westentasche. Außerdem haben wir uns richtig gut mit den anderen beiden verstanden und eventuell wollen sie uns in Madurai besuchen kommen, da die Stadt eh auf deren Liste steht.
Der Hausherr hat uns durch die Tiefen seines Dschungels geführt. Schon recht weit am Anfang unserer Tour haben wir Hufspuren entdeckt und wenig später konnten wir Rehe beobachten. Generell hat er uns viele interessante Dinge über die Tiere und Pflanzen im Dschungel erzählt. Zum Beispiel hat er behauptete, dass wir in einem Moment vielleicht gerade kein Tier entdecken könnten, uns aber mindestens siebzig Tiere zu diesem Zeitpunkt im Blick haben würden. Er war sehr aufmerksam, was uns ermöglicht hat noch andere Tiere wie Eichhörnchen in der Größe einer Katze und viele Vögel, Schmetterlinge und Affen zu entdecken. Dazu haben wir noch unser Blut an die Blutegel, die sich durch den feuchten Grund geräkelt haben, gespendet. Das war nicht ganz so lecker, doch ich habe immer versucht daran zu denken, dass eine solche Behandlung sehr teuer sein kann und ich sie hier umsonst bekomme. Genossen habe ich sie nicht, auch wenn das Aussaugen von Blut der Blutegel gesund sein soll. Sie haben sich auch ganz leicht mit Salz entfernen und fernhalten lassen.
Finde die Rehe
Finde die Wildschweine
Das ist der See, auf dem die Bootstouren stattfinden.
Die wirklich großen Tiere wie mehrere Meter lange Schlangen,
Elefanten und Tiger haben wir nicht getroffen. Da können wir sogar vom Glück
reden, schließlich ist niemand so scharf darauf, diesen Tieren zu Fuß zu
begegnen. Um diese Riesen sehen zu können, muss man mit einem Boot rausfahren,
da die Gebiete in denen sie leben, für Menschen zum Schutze beider Parteien
unzugänglich sind. Aber auch da ist nicht gewährleistet, dass man sie sehen
kann, da die Tiere in diesem Park im Vordergrund stehen. (Außer beim
Elefantenreiten, aber das ist nur an wenigen Tagen erlaubt, weil Tierschützer
versuchen dagegen anzugehen, soweit ich das verstanden habe.) Das Gelände ist
riesig und nur ein geringer Teil wird für den Tourismus genutzt. Ansonsten
werden die Tiere sich selbst überlassen bzw. vor Menschen geschützt. Der
einzige Käfig auf dem Gelände ist für Menschen erbaut worden und befindet sich
an der Snackbar, damit Affen die Menschen nicht angreifen, während sie am Essen
sind.
Kurz vorm Ende unserer Tour ist plötzlich eine Wolkendecke
über uns aufgebrochen und hat sich über uns ergossen. Da hat selbst der Regenschirm
nicht mehr viel geholfen.
Leider hatten wir keine Zeit mehr, uns umzuziehen und mussten dann mit feuchten Klamotten in den Bus steigen und die Heimreise antreten. Doch sobald wir die Grenze zu Tamil Nadu überwunden hatten, war das nicht mehr so ein großes Problem, weil man sofort merken konnte, wie die Temperaturen wieder angestiegen sind.
Auf der linken Seite geht es nach Tamil Nadu und man sieht deutlich, dass dort die Sonne scheint, während es in Kerala eher nebelig und regnerisch ist.
Mir ist auch aufgefallen, dass ich mittlerweile das Pillar
als mein Zuhause ansehe. Ich fühle mich hier wirklich am wohlsten und die
Reisen sind meistens so anstrengend, dass ich mich immer auf die bekannte Umgebung
freue. Nichtsdestotrotz sehne ich mich nach jedem weiteren Abenteuer außerhalb
meines Zuhauses.
Außerdem ist es auch ganz interessant, wie unterschiedlich die Menschen in den verschiedenen Orten auf uns reagieren. In Mysuru konnte ich mich vor lauter Selfies kaum retten. Im Gegensatz dazu wurde ich in Kumily nur zwei Mal danach gefragt. Dafür haben die Leute einem sehr überschwänglich „Hi!!“ zugerufen und uns angestarrt. Ich bin gespannt welche Reaktion auf meine Anwesenheit mich als nächstes erwarten wird.
P.S Irgendwie fällt es mir ein bisschen schwer, in der Vergangenheitsform zu schreiben. Vor allem zwitsche ich ständig zwischen Perfekt und Präteritum. Aber ich weiß nicht, ob das so logisch ist, in Präsens zu schreiben. Wenn da jemand Tipps zu hat oder vielleicht einen anderen Einfall, wie ich den ständigen Zeitenwechsel umgehen kann, bitte her damit. Ein bisschen Feedback würde mir an dieser Stelle, glaube ich, ganz gut helfen.