Kurz bevor wir nach Chennai gefahren sind, hat eine Gruppe, die zu der Zeit bei uns hausiert hat, eine Show arrangiert. In dieser wurde ein Teil der tamilischen Kultur gezeigt. Es gab traditionelle Tänze, es wurde gesungen und Kunststücke wurden gezeigt. Das Programm war bunt, laut und ungewohnt und dennoch sehr interessant. Der Hauptakteur hatte großen Spaß daran, mich ständig in die Show miteinzubeziehen. Ständig musste ich für ihn klatschen oder er hat mich aufgefordert, ihm mein Lächeln zu zeigen. Er hat auch viele Witze auf meine Kosten gemacht, die habe ich allerdings meistens aufgrund der Sprache nicht verstanden. Später musste ich sogar mit ein paar anderen vorne mit ihm tanzen. Da hatte er sich natürlich genau die Richtige ausgesucht… Mir war das so unangenehm, aber es war auch witzig und in Indien falle ich ja so oder so bei allem aus der Reihe.
Nach Chennai sind wir acht Stunden mit dem Auto gefahren. Wir sind bei Fathers in einem einstündig entfernten Vorort von Chennai untergekommen. Ich mag die Fathers echt gerne und das Haus war auch sehr schön und wir hatten sogar eine Klimaanlage (!!) in unserem Zimmer. Die haben wir auch gebraucht, denn wir hatten zu den gewohnten hohen Temperaturen auch noch eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit.
Nach kurzer Verschnaufpause sind wir noch am gleichen Tag mit der Metro in die Stadt gefahren, um uns in einer Mall auszutoben. In dem riesigen Einkaufsparadies hatte ich kaum noch das Gefühl, in Indien zu sein. Denn viele der Geschäfte kannte ich aus Deutschland und Amerika und die Menschen, die dort einkauften, trugen hauptsächlich westliche Kleidung. Wir wurden kaum angesprochen und in den Läden war der Service zwar noch ausgeweiteter als in Deutschland, allerdings standen nicht die ganze Zeit fünf Frauen um mich herum, die mir ständig Sachen anbieten.(In Madurai kommt es häufig in den Läden vor, dass sie ständig das gesamte Sortiment vor mir ausbreiten und die Sachen meistens absolut nicht meinem Geschmack entsprechen.) Ich konnte mich in der Mall ein bisschen entspannen, denn ich sah mich für den Moment nicht als Paradiesvogel, sondern bekam das Gefühl, ein Teil der Masse zu sein. Außerdem konnten wir auch sicher lange draußen bleiben, sodass nicht der Druck auf mir gelastet hat, vor dem Sonnenuntergang wieder zurück zu sein. Zurück sind wir einen Teil der Strecke mit dem Zug im Nahverkehr gefahren, die sind immer absolut überfüllt und in den ersten Wagons hängt so manch ein Inder aus der Tür heraus. Also immer hinten einsteigen! (Sorry für die Screenshots)
Am nächsten Morgen sind wir zusammen mit den Fathers zu einer Tanzveranstaltung gefahren. Diese war auch der eigentliche Grund für unseren Besuch in Chennai. Denn die eine Tänzerin war über Ecken mit Fr Emmanuel verwandt und mit dieser Aufführung hat sie ihren Abschluss überreicht bekommen. Ela und ich mussten zu diesem Anlass einen Sari tragen, was mich erst ein bisschen verzweifeln lassen hat. Ich kann den Sari nämlich immer noch nicht alleine binden und ohne Lakshmi, die mich sonst jeden Morgen einwickelt oder meine kläglichen Versuche verbessert, wusste ich nicht, wie ich das schaffen sollte. Doch Ela hat mir freundlicherweise geholfen. Wir haben uns sogar einen Pottu (Ich glaube im Norden wird der auch Bindi genannt.) aufgeklebt. Das ist der Schmuck, den Frauen sich zwischen die Augenbrauen aufkleben oder aufmalen und der keine religiöse Bedeutung hat. Am Anfang hat es sich total komisch angefühlt, doch nach kurzer Gewöhnungsphase habe ich Gefallen an dem Glitzersteinchen gefunden und werde das demnächst bestimmt noch öfter tragen.


Die Aufführung war echt spannend, allerdings die Reden, die darauf folgten, nicht ganz so. Im Anschluss wurden selbstverständlich noch Bilder gemacht und wir haben auf der Dachterrasse zusammen gegessen. Nachdem das Essen serviert wurde, haben uns alle erwartungsvoll angeschaut, weil sie wissen wollten, wie wir uns ohne Besteck beim Essen anstellen würden. Natürlich haben wir die Situation souverän gemeistert. (Pah, denen haben wir es vielleicht gezeigt. Ein paar Komplimente haben wir dafür auch noch gefischt.)
Den restlichen Tag habe ich im Bett verbracht, weil es mir tragischer Weise nicht so gut ging. Die anderen sind dann in eine Mall gefahren und ich habe mir die Zeit mit Lesen und Schlafen vertrieben.
Den Tag darauf sind wir erst mit Fr Emmanuel zu einem Souvenirshop gefahren. Mehr sage ich dazu nicht…*peinliche Stille* Nach einer halben Ewigkeit ging es in die Mall vom ersten Tag in ein total schickes Restaurant, in dem wir uns ein Festmahl gegönnt haben. Ein Burger hat mir noch nie so außergewöhnlich gut geschmeckt wie nach zwei Monaten täglichem Verzehr von Reis. Ausversehen haben wir jeder zwei Portionen Pommes bestellt, aber wie auch immer haben wir sie trotzdem verschlungen. Das Restaurant war dem Namen nach zu urteilen spanisch und definitiv besser, als das Schnellrestaurant vom ersten Tag. Es lohnt sich also wirklich in die teurer aussehenden Läden zu gehen. In dem Restaurant saßen wir dann die andere Hälfte der Ewigkeit. Irgendwann wurde es uns zu peinlich und wir sind zum Strand weitergezogen.

Der Marina Beach liegt an der Ostküste Indiens am Golf von Bengalen. Der Strand ist sehr lang und breit und man braucht eine Weile, bis man am Wasser angekommen ist. Aber dadurch strahlt dieser Strand ein Gefühl von Unendlichkeit aus. Wir hatten Glück, denn es war gar nicht so voll und auch nicht schmutziger als die gewohnten Strände in Deutschland und so. In Indien kann man übrigens nur in Goa im Bikini sicher schwimmen gehen. Überall geht man einfach mit Kleidung ins Wasser. Allerdings haben wir darauf verzichtet. Die Sonne konnten wir an der Ostküste leider nicht über dem Wasser beim Untergehen beobachten. Doch der Sonnenuntergang war trotzdem schön und wir haben die Golden Hour für Fotos genutzt. Sobald es dunkel wurde, haben wir uns in Richtung Bahnhof bewegt. Dabei sind wir zu einem Markt am Strand gekommen, haben ihn aber auf der Stelle wieder verlassen, weil mein Magen für dieses Geruchserlebnis noch nicht wieder stark genug war. Vom falschen Bahnhof aus sind wir dann zum richtigen gefahren und sind in Richtung Unterkunft umgestiegen. Da wir etwas Zeitnot hatten und so schnell wie möglich einsteigen wollten, haben wir den Fehler gemacht, uns in den ersten Wagen zu setzen. Dieser war schon nach kurzer Zeit völlig überfüllt und wir hatten Mühe da wieder rauszukommen.

Übrigens gibt es sowohl in der Metro, als auch in den Zügen immer ein Frauenabteil, welches wir jedoch nicht benutzen können, ohne Lukas sich selbst zu überlassen.
Mit unserer Ankunft ging unser letzter Tag in Chennai zu ende, denn am nächsten Tag stand für uns die Rückfahrt an.
Zurück in Madurai lag ich die Woche krank im Bett. Letztendlich bin ich dann noch im Krankenhaus gelandet, was auf jeden Fall ein Erlebnis war. Aber man muss ja schließlich jegliche Eindrücke mitnehmen, die einem geboten werden. Deswegen wird dieser Blogeintrag mit ganz schön Verspätung erst online kommen. Aber ich musste mich erst einmal etwas erholen.
Außerdem hab ich jetzt mal ausprobiert, die Kommentare wieder einzuschalten. (Um die Kommentare zu öffnen, muss man auf den Beitrag gehen. Beim Handy geht man dafür auf das Datum.)






















































































