Chennai

Kurz bevor wir nach Chennai gefahren sind, hat eine Gruppe, die zu der Zeit bei uns hausiert hat, eine Show arrangiert. In dieser wurde ein Teil der tamilischen Kultur gezeigt. Es gab traditionelle Tänze, es wurde gesungen und Kunststücke wurden gezeigt. Das Programm war bunt, laut und ungewohnt und dennoch sehr interessant. Der Hauptakteur hatte großen Spaß daran, mich ständig in die Show miteinzubeziehen. Ständig musste ich für ihn klatschen oder er hat mich aufgefordert, ihm mein Lächeln zu zeigen. Er hat auch viele Witze auf meine Kosten gemacht, die habe ich allerdings meistens aufgrund der Sprache nicht verstanden. Später musste ich sogar mit ein paar anderen vorne mit ihm tanzen. Da hatte er sich natürlich genau die Richtige ausgesucht… Mir war das so unangenehm, aber es war auch witzig und in Indien falle ich ja so oder so bei allem aus der Reihe.

Nach Chennai sind wir acht Stunden mit dem Auto gefahren. Wir sind bei Fathers in einem einstündig entfernten Vorort von Chennai untergekommen. Ich mag die Fathers echt gerne und das Haus war auch sehr schön und wir hatten sogar eine Klimaanlage (!!) in unserem Zimmer. Die haben wir auch gebraucht, denn wir hatten zu den gewohnten hohen Temperaturen auch noch eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit.

Nach kurzer Verschnaufpause sind wir noch am gleichen Tag mit der Metro in die Stadt gefahren, um uns in einer Mall auszutoben. In dem riesigen Einkaufsparadies hatte ich kaum noch das Gefühl, in Indien zu sein. Denn viele der Geschäfte kannte ich aus Deutschland und Amerika und die Menschen, die dort einkauften, trugen hauptsächlich westliche Kleidung. Wir wurden kaum angesprochen und in den Läden war der Service zwar noch ausgeweiteter als in Deutschland, allerdings standen nicht die ganze Zeit fünf Frauen um mich herum, die mir ständig Sachen anbieten.(In Madurai kommt es häufig in den Läden vor, dass sie ständig das gesamte Sortiment vor mir ausbreiten und die Sachen meistens absolut nicht meinem Geschmack entsprechen.) Ich konnte mich in der Mall ein bisschen entspannen, denn ich sah mich für den Moment nicht als Paradiesvogel, sondern bekam das Gefühl, ein Teil der Masse zu sein. Außerdem konnten wir auch sicher lange draußen bleiben, sodass nicht der Druck auf mir gelastet hat, vor dem Sonnenuntergang wieder zurück zu sein. Zurück sind wir einen Teil der Strecke mit dem Zug im Nahverkehr gefahren, die sind immer absolut überfüllt und in den ersten Wagons hängt so manch ein Inder aus der Tür heraus. Also immer hinten einsteigen! (Sorry für die Screenshots)

Am nächsten Morgen sind wir zusammen mit den Fathers zu einer Tanzveranstaltung gefahren. Diese war auch der eigentliche Grund für unseren Besuch in Chennai. Denn die eine Tänzerin war über Ecken mit Fr Emmanuel verwandt und mit dieser Aufführung hat sie ihren Abschluss überreicht bekommen. Ela und ich mussten zu diesem Anlass einen Sari tragen, was mich erst ein bisschen verzweifeln lassen hat. Ich kann den Sari nämlich immer noch nicht alleine binden und ohne Lakshmi, die mich sonst jeden Morgen einwickelt oder meine kläglichen Versuche verbessert, wusste ich nicht, wie ich das schaffen sollte. Doch Ela hat mir freundlicherweise geholfen. Wir haben uns sogar einen Pottu (Ich glaube im Norden wird der auch Bindi genannt.) aufgeklebt. Das ist der Schmuck, den Frauen sich zwischen die Augenbrauen aufkleben oder aufmalen und der keine religiöse Bedeutung hat. Am Anfang hat es sich total komisch angefühlt, doch nach kurzer Gewöhnungsphase habe ich Gefallen an dem Glitzersteinchen gefunden und werde das demnächst bestimmt noch öfter tragen.

Ich habe kein richtiges Bild von meinem Outfit gemacht, deswegen muss dieses schon etwas ältere Bild von mir im Sari herhalten.

Die Aufführung war echt spannend, allerdings die Reden, die darauf folgten, nicht ganz so. Im Anschluss wurden selbstverständlich noch Bilder gemacht und wir haben auf der Dachterrasse zusammen gegessen. Nachdem das Essen serviert wurde, haben uns alle erwartungsvoll angeschaut, weil sie wissen wollten, wie wir uns ohne Besteck beim Essen anstellen würden. Natürlich haben wir die Situation souverän gemeistert. (Pah, denen haben wir es vielleicht gezeigt. Ein paar Komplimente haben wir dafür auch noch gefischt.)

Den restlichen Tag habe ich im Bett verbracht, weil es mir tragischer Weise nicht so gut ging. Die anderen sind dann in eine Mall gefahren und ich habe mir die Zeit mit Lesen und Schlafen vertrieben.

Den Tag darauf sind wir erst mit Fr Emmanuel zu einem Souvenirshop gefahren. Mehr sage ich dazu nicht…*peinliche Stille* Nach einer halben Ewigkeit ging es in die Mall vom ersten Tag in ein total schickes Restaurant, in dem wir uns ein Festmahl gegönnt haben. Ein Burger hat mir noch nie so außergewöhnlich gut geschmeckt wie nach zwei Monaten täglichem Verzehr von Reis. Ausversehen haben wir jeder zwei Portionen Pommes bestellt, aber wie auch immer haben wir sie trotzdem verschlungen. Das Restaurant war dem Namen nach zu urteilen spanisch und definitiv besser, als das Schnellrestaurant vom ersten Tag. Es lohnt sich also wirklich in die teurer aussehenden Läden zu gehen. In dem Restaurant saßen wir dann die andere Hälfte der Ewigkeit. Irgendwann wurde es uns zu peinlich und wir sind zum Strand weitergezogen.

Der Marina Beach liegt an der Ostküste Indiens am Golf von Bengalen. Der Strand ist sehr lang und breit und man braucht eine Weile, bis man am Wasser angekommen ist. Aber dadurch strahlt dieser Strand ein Gefühl von Unendlichkeit aus. Wir hatten Glück, denn es war gar nicht so voll und auch nicht schmutziger als die gewohnten Strände in Deutschland und so. In Indien kann man übrigens nur in Goa im Bikini sicher schwimmen gehen. Überall geht man einfach mit Kleidung ins Wasser. Allerdings haben wir darauf verzichtet. Die Sonne konnten wir an der Ostküste leider nicht über dem Wasser beim Untergehen beobachten. Doch der Sonnenuntergang war trotzdem schön und wir haben die Golden Hour für Fotos genutzt. Sobald es dunkel wurde, haben wir uns in Richtung Bahnhof bewegt. Dabei sind wir zu einem Markt am Strand gekommen, haben ihn aber auf der Stelle wieder verlassen, weil mein Magen für dieses Geruchserlebnis noch nicht wieder stark genug war. Vom falschen Bahnhof aus sind wir dann zum richtigen gefahren und sind in Richtung Unterkunft umgestiegen. Da wir etwas Zeitnot hatten und so schnell wie möglich einsteigen wollten, haben wir den Fehler gemacht, uns in den ersten Wagen zu setzen. Dieser war schon nach kurzer Zeit völlig überfüllt und wir hatten Mühe da wieder rauszukommen.

Übrigens gibt es sowohl in der Metro, als auch in den Zügen immer ein Frauenabteil, welches wir jedoch nicht benutzen können, ohne Lukas sich selbst zu überlassen.

Mit unserer Ankunft ging unser letzter Tag in Chennai zu ende, denn am nächsten Tag stand für uns die Rückfahrt an.

Zurück in Madurai lag ich die Woche krank im Bett. Letztendlich bin ich dann noch im Krankenhaus gelandet, was auf jeden Fall ein Erlebnis war. Aber man muss ja schließlich jegliche Eindrücke mitnehmen, die einem geboten werden. Deswegen wird dieser Blogeintrag mit ganz schön Verspätung erst online kommen. Aber ich musste mich erst einmal etwas erholen.

Außerdem hab ich jetzt mal ausprobiert, die Kommentare wieder einzuschalten. (Um die Kommentare zu öffnen, muss man auf den Beitrag gehen. Beim Handy geht man dafür auf das Datum.)

Welcome to the jungle

Das letzte Wochenende haben wir in Kumily in Kerala verbracht. Der Ort ist für seine Reservoirs wie das „Tiger Reservoir“ bekannt und lebt dementsprechend hauptsächlich vom Tourismus. Außerdem wachsen in dem feuchten und angenehm kühlen Gebiet viele Pflanzen, aus denen Gewürze hergestellt werden und dann an kleinen Verkaufsständen verkauft werden. Beispielsweise findet man viele Kurkuma, Kardamom und auch wilde Kaffeepflanzen.

Wir sind von Madurai aus mit dem Bus drei Stunden in die „Höhen“ der Kardamomberge (Es sind nur 880m, die einen jedoch sehr viel höher vorkommen.) gereist. Für die Fahrt haben wir umgerechnet ungefähr 1,40 € bezahlt. Auch wenn die Bänke nicht unbedingt gemütlich sind, der Lärm und vor allem das „ewige Hupen!“ (Stellt euch an dieser Stelle Pumbas dramatische Stimme vor) ein wenig nervenauftreibend sind, sind der Ausblick und die Erfahrungen, die man nebenbei sammeln kann, unbezahlbar. Vor allem finde ich es gut, dass man mit diesen Bussen fast überall hinkommen kann und das zu kleinen Preisen. Die Busse sehen übrigens sehr provisorisch gestaltet aus. Schließlich schauen die Kabel überall noch raus und es gibt keine Türen, sodass man meinen könnte, dass sie noch nicht fertig gebaut sind. Doch trotzdem sind sie zuverlässiger als man denkt und meistern sogar die engen und steilen Straßen des Gebirges.

In Kumily angekommen sind wir mit einer Rikscha weiter zu unserer Unterkunft „Monsoon Retreat“ gefahren. Wir haben unser Baumhaus oder besser gesagt das Stelzenhaus inmitten des Dschungels, das wir uns mit ein paar Wildbienen, die die Etage unter uns bezogen hatten, teilen mussten, bezogen. Ich habe mich selbst am dritten Tag noch auf dem Weg zum Haupthaus ein bisschen in den vielen Pfaden verirrt, weil die Wege verworren waren und man nicht weiter als zum nächsten gigantischen Blatt schauen konnte. Nach kurzer Eingewöhnungszeit haben wir beschlossen, Kumily zu erkunden und herauszufinden, wie man die Touren durch die Reservoirs buchen kann. (Dazu findet man im Internet nämlich kaum Informationen.) In der Nähe unserer Unterkunft hat ein Mann uns angesprochen, der meinte, er sei ein Freund des Besitzers unserer Unterkunft und könnte uns helfen. Wir haben ihm nicht vertraut, wussten aber auch nicht, wie wir anders an Informationen kommen sollten. Also sind wir erst einmal mit ihm zusammen in die Stadt gefahren und haben auf dem Weg dahin noch einen Abstecher in den Spicegarden gemacht, in dem eine Frau uns verschiedene Pflanzen, die für Gewürze, Medizin oder Kosmetik genutzt werden, gezeigt hat. An vielen Blättern durften wir schnuppern und die Moskitos haben wieder zu ihrem Besten gegeben.

(Die Bilder sind nicht zeitlich geordnet)

Später sind wir mit diesem Mann in sein Büro und haben uns da über die verschiedenen Angebote informieren lassen. Allerdings waren die verfügbaren Angebote sehr kostspielig und dementsprechend haben wir das günstigste Angebot genommen. Mit einem Jeep sollten wir über die Grenze nach Tamil Nadu fahren und uns dort die Vegetation anschauen können, denn der Dschungel erstreckt sich über die Grenze beider Bundesstaaten.

Und wer sich jetzt in die Stimmung begeben möchte, in der ich mich die Fahrt über befunden habe, kann nebenbei „Road to Nowhere“ von Talking Heads auf Dauerschleife hören.  Genauso hat es sich nämlich angefühlt, sobald wir den Highway nach 40 Kilometern verlassen haben und auf die Berge zugefahren sind. Von da an haben wir auch überhaupt nicht mehr gewusst, was uns auf der Strecke erwarten könnte.

Je höher wir kamen, desto kälter wurde uns und umso schöner wurde die Aussicht. Ich bin nicht so talentiert wie Süskind, wenn es darum geht Gerüche oder die Atmosphäre und Gegend  zu beschreiben, but let’s give it a try.

Wer Abkühlung von den heißen Temperaturen Indiens sucht, ist perfekt in den höhergelegenen Teeplantagen aufgehoben. (Haben die Briten damals übrigens auch gemacht.) Bei für mich mittlerweile ungewohnten zwanzig Grad war ich nicht mehr abhängig vom Ventilator, dafür habe ich mir einen kuscheligen Pullover gewünscht.  Fernab der Straßen und Städte gibt es kaum Abgase, die die Luft verschmutzen. Die Luft ist kalt und feucht und riecht dementsprechend frisch und sauber. Während die heruntergeschnittenen Pflanzen eher trist aussehen, wirken die älteren Pflanzen düster und die Jungpflanzen sprießen vor Leben. Zwischen den Bäumen kriecht der Nebel vom Boden herauf und gibt dem Ganzen einen mystischen Touch. Hungrige Zungen lechzen nach allem, was sie kriegen können, verschlingen Häuser, Bäume, Lebewesen, lassen die Bergspitzen verschwinden. Der herbe Geruch der Teepflanzen liegt in der Luft. Darunter mischt sich ein leicht scharfer Geruch, wenn Männer die Pflanzen mit Pflanzenschutz besprühen. Irgendwo verbrennt jemand feuchtes Holz. Sobald sich die Sonne durch Nebel und Wolken kämpft, strahlen die verschiedenen Grüntöne und die Feuchtigkeit glitzert auf den Oberflächen.

Am höchsten Punkt angekommen (1500m) sind wir ausgestiegen und zu Fuß auf den Berg gekrachselt. Oben angekommen, haben wir eine Zeit lang erst nichts anderes als eine weiße Nebelwand gesehen. Doch nachdem sie sich etwas aufgeklärt hat, konnte man den Abhang herabschauen.

Zurück im Jeep ging es auch schon wieder nach Kumily. Auf dem Rückweg haben wir auf den Bergspitzen drei Elefanten gesehen und ein paar weiße Affen. Doch in den Dschungel sind wir, anders als erwartet, nicht mehr gefahren und somit war unsere Laune nicht mehr allzu weit oben. Denn eigentlich sind wir doch nach Kumily gefahren, um den Dschungel zu sehen.

Am nächsten Tag haben wir dann das erste Mal unseren Hausherren getroffen. Er war leicht entsetzt über das, was wir vom Vortag erzählt haben. Dann wurden wir darüber aufgeklärt, dass er diesen Mann zwar kenne, er aber auf keinen Fall sein Freund sei. Der Mann hat also den Namen unseres Hausherrn missbraucht, damit wir ihm vertrauen. Übrigens haben wir den Mann die ganze Zeit über nicht vertraut und deswegen das mit Abstand günstigste Angebot gewählt, was wenigstens ein bisschen beruhigend war. Dementsprechend sind wir nicht allzu tief in die Falle getappt. Er hat uns außerdem falsche Informationen über die Angebote gegeben. Man kann nämlich durchaus einzelne Aktionen buchen und muss nicht unbedingt immer eine teure Tagestour nehmen.  Das Ganze ist einfach sehr verwirrend gemacht, weil das Verkaufsbüro des Parks sehr versteckt ist und man immer nur zu den Verkaufsständen von Leuten kommt, die ihre Karten wiederum bei niemand anderes als dem Verkaufsbüro des Parks kaufen. Man muss deswegen nicht mehr zahlen oder so, aber diese Leute versuchen meistens die teuren Angebote an den Mann zu bringen und gehen nicht immer auf die Wünsche ein. Trotz dessen bereue ich diese Tour nicht, weil sie wirklich schön war und möchte mich auch gar nicht so sehr darüber aufregen, weil wir es ja auch nicht besser wussten. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch keine Vergleichsmöglichkeiten, weil die ehemaligen Freiwilligen nicht mehr genau sagen konnten, wo sie ihre Karten gekauft haben. Dabei sind wir dann einfach an den falschen Mann gelangt. Allerdings gönne ich dem Mann seinen Erfolg nicht. Aber das sind Dinge, die man immer wieder an jedem Ort der Welt erlebt, vor allem wenn die  Gegend ausschließlich vom Tourismus lebt.

Zu unserem Glück haben wir von unserem Hausherren angeboten bekommen, mit ihm gemeinsam noch einmal in den Park zu gehen. Dankend haben wir dieses Angebot angenommen und sind gemeinsam mit zwei weiteren Gästen in das Reservoir gefahren. Und was soll ich sagen, eine bessere Führung hätte ich mir zu dem Zeitpunkt nicht erhoffen können. Der Hausherr selbst ist in diesem Park groß geworden und kennt sich dort dementsprechend aus wie in seiner Westentasche. Außerdem haben wir uns richtig gut mit den anderen beiden verstanden und eventuell wollen sie uns in Madurai besuchen kommen, da die Stadt eh auf deren Liste steht.

Der Hausherr hat uns durch die Tiefen seines Dschungels geführt. Schon recht weit am Anfang unserer Tour haben wir Hufspuren entdeckt und wenig später konnten wir Rehe beobachten. Generell hat er uns viele interessante Dinge über die Tiere und Pflanzen im Dschungel erzählt. Zum Beispiel hat er behauptete, dass wir in einem Moment vielleicht gerade kein Tier entdecken könnten, uns aber mindestens siebzig Tiere zu diesem Zeitpunkt im Blick haben würden. Er war sehr aufmerksam, was uns ermöglicht hat noch andere Tiere wie Eichhörnchen in der Größe einer Katze und viele Vögel, Schmetterlinge und Affen zu entdecken. Dazu haben wir noch unser Blut an die Blutegel, die sich durch den feuchten Grund geräkelt haben, gespendet. Das war nicht ganz so lecker, doch ich habe immer versucht daran zu denken, dass eine solche Behandlung sehr teuer sein kann und ich sie hier umsonst bekomme. Genossen habe ich sie nicht, auch wenn das Aussaugen von Blut der Blutegel gesund sein soll. Sie haben sich auch ganz leicht mit Salz entfernen und fernhalten lassen.

Das ist der See, auf dem die Bootstouren stattfinden.

Die wirklich großen Tiere wie mehrere Meter lange Schlangen, Elefanten und Tiger haben wir nicht getroffen. Da können wir sogar vom Glück reden, schließlich ist niemand so scharf darauf, diesen Tieren zu Fuß zu begegnen. Um diese Riesen sehen zu können, muss man mit einem Boot rausfahren, da die Gebiete in denen sie leben, für Menschen zum Schutze beider Parteien unzugänglich sind. Aber auch da ist nicht gewährleistet, dass man sie sehen kann, da die Tiere in diesem Park im Vordergrund stehen. (Außer beim Elefantenreiten, aber das ist nur an wenigen Tagen erlaubt, weil Tierschützer versuchen dagegen anzugehen, soweit ich das verstanden habe.) Das Gelände ist riesig und nur ein geringer Teil wird für den Tourismus genutzt. Ansonsten werden die Tiere sich selbst überlassen bzw. vor Menschen geschützt. Der einzige Käfig auf dem Gelände ist für Menschen erbaut worden und befindet sich an der Snackbar, damit Affen die Menschen nicht angreifen, während sie am Essen sind.

Kurz vorm Ende unserer Tour ist plötzlich eine Wolkendecke über uns aufgebrochen und hat sich über uns ergossen. Da hat selbst der Regenschirm nicht mehr viel geholfen.

Leider hatten wir keine Zeit mehr, uns umzuziehen und mussten dann mit feuchten Klamotten in den Bus steigen und die Heimreise antreten. Doch sobald wir die Grenze zu Tamil Nadu überwunden hatten, war das nicht mehr so ein großes Problem, weil man sofort merken konnte, wie die Temperaturen wieder angestiegen sind.

Auf der linken Seite geht es nach Tamil Nadu und man sieht deutlich, dass dort die Sonne scheint, während es in Kerala eher nebelig und regnerisch ist.

Mir ist auch aufgefallen, dass ich mittlerweile das Pillar als mein Zuhause ansehe. Ich fühle mich hier wirklich am wohlsten und die Reisen sind meistens so anstrengend, dass ich mich immer auf die bekannte Umgebung freue. Nichtsdestotrotz sehne ich mich nach jedem weiteren Abenteuer außerhalb meines Zuhauses.

Außerdem ist es auch ganz interessant, wie unterschiedlich die Menschen in den verschiedenen Orten auf uns reagieren. In Mysuru konnte ich mich vor lauter Selfies kaum retten. Im Gegensatz dazu wurde ich in Kumily nur zwei Mal danach gefragt. Dafür haben die Leute einem sehr überschwänglich „Hi!!“ zugerufen und uns angestarrt. Ich bin gespannt welche Reaktion auf meine Anwesenheit mich als nächstes erwarten wird.

P.S Irgendwie fällt es mir ein bisschen schwer, in der Vergangenheitsform zu schreiben. Vor allem zwitsche ich ständig zwischen Perfekt und Präteritum. Aber ich weiß nicht, ob das so logisch ist, in Präsens zu schreiben. Wenn da jemand Tipps zu hat oder vielleicht einen anderen Einfall, wie ich den ständigen Zeitenwechsel umgehen kann, bitte her damit. Ein bisschen Feedback würde mir an dieser Stelle, glaube ich, ganz gut helfen.

Mysuru/Mysore

Dieses Wochenende sind wir mit fast allen Lehrern der Pallotti School nach Mysuru (oder auch Mysore genannt) zum Teacher’s Picknick gefahren. Los ging es am Samstagabend am Bahnhof in Madurai. Mit einer halben Stunde Verspätung, die mich wehmütig an die Züge in Deutschland erinnerte, ist der Zug dann in den Bahnhof eingefahren. (Übrigens fahren die Züge extrem langsam in den Bahnhof ein und ich habe mir sagen lassen, dass man zum Beispiel in Mumbai beobachten kann, dass manch ein Inder vom fahrenen Zug springt.) Im Zug hatten wir reservierte Schlafplätze, was ich nur empfehlen kann.

Ganz kurz zum Aufbau: Es gibt einzelne Nischen, die durch Wände voneinander getrennt sind. Drei Betten sind übereinander angebracht und denen gegenüber noch einmal drei Betten. Auf der anderen Seite des Ganges hängen zwei Betten übereinander. Das mittlere Bett lässt sich jeweils einklappen, sodass man tagsüber auf der untersten Bank sitzen kann. Der Zug hat zwar Türen und Fenster, die werden aber nur bei starkem Regen geschlossen. Oben an der Decke hängen Ventilatoren, an denen man sich schnell den Kopf stoßen kann. (Spreche hier aus Erfahrung. Aber eigentlich hab ich mich überall dran gestoßen.) Die Fahrt ist sehr holprig und überall quietsch und rumst es. Ständig laufen Verkäufer mit Essen oder Tee und Kaffee durch die Gänge und rufen dabei den Namen ihrer Ware aus, was oft sehr amüsant klingt. Nachts werden die Betten aufgebaut, die Lichter ausgeschaltet und bis auf manch einem Schnarchen ist Nachtruhe angesagt.

Auf der Hinfahrt waren wir mit den Lehrern in einem Wagon, sodass es ziemlich laut war. Nach dem Abendessen haben wir Kreise mit Henna auf die Hand gemalt. Das hat keine besondere Bedeutung. Sie finden die Farben einfach nur schön und tragen sich zu besonderen Anlässen die Paste auf.

Danach haben wir uns schlafen gelegt. Ich habe ganz oben unter der Decke geschlafen und die ganze Zeit hingen meine Füße raus, weil ich zu groß für die Liege war.  Insgesamt habe ich ganz gut geschlafen, was ich hauptsächlich meinem Schlafsack und den Ohrenstöpseln zu verdanken hatte. Am Morgen haben wir uns dann an die Türen gestellt und die Sicht und den Fahrtwind genossen. Nach dreizehn Stunden sind wir dann an unserem Ziel ausgestiegen. Trotz der langen Fahrt, verging die Zeit überraschend schnell.

Das Bild ist eigentlich auf der Rückfahrt entstanden, aber irgendwie passt es hier besser hin.

In Mysuru angekommen haben wir unser Gepäck in die Unterkunft gebracht und sind danach in den Zoo gefahren. (Achtung sehr persönliche Meinung, die anderen den Spaß verderben kann!! Sie soll nicht voraussetzen, dass ich von anderen erwarte, dass sie auch so denken. Ich denke über manche Dinge öfter mal anders nach, verstehe aber auch absolut die Gegenseite.) Eigentlich gehe ich nicht gerne in den Zoo (auch in Deutschland), weil ich kein Fan davon bin, Lebewesen einzusperren, damit Menschen sich an ihnen ergötzen können. Am meisten rege ich mich immer über die Schilder auf, auf denen steht, wo diese Tiere leben. Für mich ist das eine Lüge, schließlich war das Tier aus dem Zoo nie an diesem Ort, sondern ist in einem Zoo geboren worden und lebt auch weiterhin in einem Zoo. Mir kommen sofort die Tränen, wenn ich ein Tier in einem viel zu kleinen Käfig sehe. Deswegen war ich erleichtert, dass der Zoo in Mysuru so gut ausgebaut war. Die meisten Gehege waren groß genug und auch authentisch gestaltet. Es war nicht schmutzig und hat auch nicht gestunken.

Im Anschluss sind wir zum Palast in Mysuru gefahren. Ich muss sagen, von außen gibt der nicht so viel her, aber drin ist der echt „Oho“. Ich liebe die Farben in Indien und dann noch in Kombination mit den vielen Mustern und Schnörkeln, ist das einfach himmlisch. Oft wurden in den Gängen mit Säulen zwei Spiegel parallel zueinander angebracht, sodass der Raum unendlich lang erschien. Leider konnten wir nicht allzu viele Bilder machen, weil das Fotografieren in Räumen mit Gemälden verboten ist.

Nach dem Besuch im Schloss ging es weiter in den Brindavan Garden. Pünktlich zum Sonnenuntergang kamen wir nach der 45minütigen Busfahrt dort an. Der Himmel sah so schön aus und man konnte die Sonne hinter dem Staudamm untergehen sehen. Sobald es dunkel wurde, gingen in dem Park überall die Lichter an. Später gab es noch eine Wasser-Lichter-Show, aber durch das Licht wurden so viele Tiere angelockt, dass ich diese nicht wirklich genießen konnte.

Auf der Rückfahrt war der gesamte Himmel von Wetterleuchten erleuchtet. Auch wenn ich todmüde war, konnte ich nicht schlafen, so schön waren die Lichter und zu groß die Angst etwas zu verpassen.

Am nächsten Morgen sollten wir eigentlich um 5.30 Uhr zu weiteren Sehenswürdigkeiten aufbrechen, doch es hat so stark geregnet, dass wir noch an die zwei Stunden warten mussten.  Als wir dann soweit waren, sind wir zu einem bekannten Hindutempel gefahren. Dieser lag auf einem Berg und dort waren viele Affen. Beim Abgeben unserer Schuhe haben wir den Fehler gemacht, die Blumen, die uns angeboten wurden, anzunehmen. Die waren, wie sich letztendlich rausgestellt hat, nicht in der Leihgebühr enthalten. Im Tempel hat sich uns dann auch noch ungewollt ein Guide aufgedrängt und wollte uns auch noch dafür Geld abnehmen. Was haben wir also gelernt? Niemals etwas nehmen, was dir in Indien angeboten wird und Leute, die dir etwas erklären, wegscheuchen, solange man nicht an einer Führung interessiert ist.

Nach dem Tempel haben wir den Vogelgarten, der zu einem Aschram gehörte, besucht. Der Besitzer hat sogar einen Weltrekord für die größte Vielfalt an Vogelarten. Die Vögel saßen aus wie in dem Kinderfilm „Rio“ und waren echt putzig. Auch der Garten war kunstvoll angelegt. Von den Vögeln durfte man keine Bilder machen.

Als nächstes Tempel ging es weiter zum Sommerschloss in Mysuru. Außen herum war ein riesiges Parkgelände angebracht mit gigantischen Bäumen. Das Schloss sieht von außen ein wenig komisch aus, weil es komplett eingepackt und von Netzen zum Schutz vor Vögeln umgeben ist. Innen ist es unglaublich schön verziert. Ich glaube, ich habe nicht eine einzige Wand gesehen, die nicht kunstvoll bemalt oder mit Bildern behangen war. Leider war das Licht schlecht und das Fotografieren nicht immer erlaubt. An den Wänden im Eingang wurde eine bekannte Schlacht abgebildet, allerdings konnte ich auch mit den englischen Infotafeln nichts anfangen, weil sie alle daraus ausgelegt waren, dass man sich in dem Gebiet schon mehr auskennt und dementsprechend nicht in das Thema eingeleitet haben. Um ehrlich zu sein, war ich auch viel zu sehr von der Schönheit der Räume abgelenkt, als das mich der historische Hintergrund noch interessiert hätte.

Auf dem Weg zurück haben wir einen Zwischenhalt an einem Fluss gemacht. Der Boden dort war heilig und dementsprechend mussten wir die Schuhe ausziehen. Im Fluss haben sich nicht nur die Hindus mit dem Wasser gewaschen/gesegnet. Ich habe auf diese Prozedur verzichtet, da mir einer der Fathers erzählt hat, was da so alles in diesem Flüsschen landet… Wie zum Beispiel die Asche von Verstorbenen, deren Kleidung und sonstige Abfallprodukte. Da kann das Wasser noch so heilig sein, aber mein Immunsystem ist solchen Aktionen bestimmt noch nicht gewachsen.

Im Anschluss sind wir in eine katholische Kirche gefahren. Vor der Kirche stand eine Statue einer Heiligen mit dem Namen Philomena, deren Existenz jedoch umstritten ist. Und ich muss zugeben, diese Kirche entsprach überhaupt nicht meinem Geschmack. Alles war sehr kitschig gestaltet und mit blinkenden LEDs ausgeleuchtet. Sogar der Altar war von blauen LEDs umrahmt. Die Farben waren viel zu grell und die Figuren sahen nicht natürlich aus. Doch trotz des Schockes war es ganz interessant zu sehen, dass selbst das Christentum sich der indischen Kultur und der Liebe zum Kitsch angepasst hat. Komischerweise habe ich kein einziges Bild dort gemacht.

Als letztes Stand der Markt auf unserem Programm. Doch tragischer Weise sind wir kurz davor verloren gegangen und haben eine Weile gebraucht, um den Anschluss zurückzufinden. Als wir dann wieder bei den Fathers waren, sind wir in eine paar Läden gegangen, doch nicht auf den Markt, weil es dort zu voll war und das zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Ich bin ein wenig enttäuscht deswegen, weil ich mich auf den Markt am meisten gefreut hatte und ihn dann nicht sehen konnte. Aber ich hoffe, dass ich in den nächsten Monaten noch einmal die Chance habe, einen indischen Markt zu erleben.

Danach ging es auch schon wieder zurück zum Bahnhof und damit auch zurück nach Madurai. Auf der Rückfahrt saßen wir alleine mit den zwei Fathers in einem Abteil, was um einiges angenehmer war. Ich mag die beiden echt gerne, da sie sehr gut Englisch sprechen und somit auch richtige Gespräche möglich sind. Vor allem sind sie sehr gebildet und haben eine offene Weltansicht, die unserer recht ähnlich ist. Wir können sie alles fragen, was sehr wichtig war, denn nach diesem Ausflug waren viele Fragen offen. Die Kultur hier ist komplett anders und die Menschen ticken nicht so wie wir. Zum Beispiel machen die Inder von ungefähr allem Bilder. Die machen sogar mehr Bilder als ich!! Und ständig wollen sie Selfies mit uns machen und selbst wenn du „Nein“ sagst, stellen sie sich manchmal trotzdem vor dich und machen ein Bilder oder fotografieren dich, während sie vor dir herlaufen. Wenn die Fathers neben uns stehen, werden sie von Männern gefragt, ob es ihnen erlaubt ist, ein Bild mit uns zu machen. Manchmal fühle ich mich wie eine Sehenswürdigkeit, denn ich werde ständig mit großen Augen angestarrt und abgelichtet. So etwas wie Datenschutz kennt man hier eben nicht. Anfangs war ich deswegen richtig wütend. Doch mir wurde erklärt, dass die Inder das nicht böse meinen, helle Haut allerdings vor allem im Süden als sehr selten und kostbar angesehen wird und sie deswegen gerne ein Bild mit uns machen. Es ist aber trotzdem besser als Frau abzulehnen, wenn man von Männern angesprochen wird.

Ich freue mich auf jeden Fall auf das nächste Wochenende, denn da wollen wir in den Dschungel. Diesmal allein. Mal gucken, ob das was wird. Jetzt genieße ich auf jeden Fall noch die Examsferien und überlasse mich meinem inneren Schweinehund und mache einfach mal nichts. Ich habe mir nämlich vorgenommen, das im Laufe des Jahres zu lernen. Einfach mal nichts tun. Außerdem war es schon genug anstrengend, diesen Blogeintrag zu schreiben. Wir haben im Moment nur bedingt WLAN und dann so viele Bilder einzufügen, macht kein Spaß und dauert ziemlich lange. Achja ich habe ziemlich früh die Lust daran verloren, nach Fehlern zu suchen. Seid gnädig, ich hab Urlaub.