So richtig komme ich bei diesen Temperaturen nicht in
Weihnachtstimmung. Da half auch nicht das Aufstellen des Weihnachtsbaumes in
der Schule.
Am 21. Dezember hatten wir mit den Lehrerinnen und Lehrern zusammen eine kleine Weihnachtsfeier. Jeder hat am Anfang des Monats einen „Secret Christmas Friend“ zugeordnet bekommen und musste diesen den Monat über jeden Morgen eine Aufgabe stellen und bis zur Weihnachtsfeier ein Geschenk besorgen. An der Weihnachtsfeier haben wir dann ein letztes Mal für unseren Christmas Friend einen Brief geschrieben und alle mussten ihre Aufgabe erledigen. Irgendwie hatten fast alle Lehrer mehr als einen Brief (entweder ich habe oder sie haben das Prinzip falsch verstanden?) und somit hat sich die Prozedur ganz im indischen Stil in die Länge gezogen. Zum Schluss wurden die Geschenke überreicht. Falls es jemanden interessiert: Ich hatte Lukas und habe ihm ein Hemd und eine Handytasche geschenkt. Auch wenn es ganz witzig war, dass ich ihn hatte, war nach dem ersten Brief klar, dass ich ihn habe. Schließlich konnte er meine Schrift erkennen und auch das Englisch hat sich von dem der anderen abgehoben. Ich selbst habe von meinem Secret Friend einen Sari und eine Ganesha-Figur bekommen.
Am 23. Dezember haben wir dann mit der ganzen Schule – auch wenn nur ein geringer Prozentsatz christlich ist – Weihnachten gefeiert. Zum Mittagessen gab es für die Kinder sowie die Lehrer einen Feiertagsschmaus und am Nachmittag wurde im Saal zelebriert. Von den Kindern wurde ein Krippenspiel vorgeführt. Anstelle der Schafe gab es Zicklein, was das Stück ein bisschen indischer wirken ließ. Ein paar der Mädchen haben verschiedene Tänze vorbereitet oder gesungen. Leider hat auch bei dieses Mal die Musik nicht mitgespielt, sodass die Musik öfters abgebrochen ist. Auch der Weihnachtsmann kam vorbei.
Am Dienstagabend haben wir das „Karthigai Festival“
gefeiert, was ein weiteres Fest der Hindus ist und hauptsächlich in tamilischen
Gegenden gefeiert wird. Mir wurde auch
die Geschichte dazu erzählt, allerdings war sie für mich ein bisschen schwer zu
verstehen. Ich habe aber trotzdem versucht, sie in einfacher Form festzuhalten.
Der mythologische Bezug besagt, dass der Lord Shiva den
Göttern Lord Vishnu und Lord Brahma (solltet ihr die alle nicht kennen, müsst
ihr das selbst recherchieren) als ewiges Licht erschien ist. Da die beiden sich
für überragend hielten, wollten sie diese Erscheinung prüfen, indem sie nach
Shivas Kopf und Füßen suchten. Lord Vishnu nahm dabei die Form eines Ebers an
und durchsuchte die Erde. Dagegen verwandelte sich Lord Brahma in einen Schwan
und flog in den Himmel, um dort Ausschau zu halten. Die Suche von Lord Vishnu
ging leer aus und er kehrte zurück. Aber Lord Brahma stieß auf Thazhambu, eine
Blume, von der er erfuhr, dass sie vor dreißigtausend Jahren von Lord Shivas
Kopf herabschwebte. Das Gesagte nutzte Lord Brahma und behauptete gegenüber
Lord Shiva, dass er seinen Kopf gesehen hätte. Doch Lord Shiva erkannte die
Lüge und legte fest, dass es auf dieser Welt keinen Tempel für Lord Braham mehr
geben soll. Auch die Verwendung der Blume Thazhambu wurde in seiner Anbetung
verboten. Lord Shiva erschien wirklich als Licht und dieser Tag heißt deswegen
„Karthikai Maha Deepam“.
Das Fest wird gefeiert, indem überall im und um das Haus
kleine Öl-Kerzen aufgestellt werden. Damit sollen böse Geister ferngehalten
werden. Es wird aber auch eine Kerze den ganzen Winter am Eingang stehen
gelassen, damit der Weg in der dunklen
Jahreszeit besser gefunden werden kann.
Wir haben also erst einen kleinen Gottesdienst gefeiert und
im Anschluss die Kerzen verteilt. Dabei hat Jillu sich aus Versehen ein
bisschen die Haare verbrannt. Danach gab es auf dem Dach ein paar Kleinigkeiten
zu essen und zwischendurch konnte man einzelne Feuerwerke sehen. Später hat
Kamatchi dann noch für uns gekocht.
Das Fest war ganz besinnlich und gerade auf dem Dach war die
Stimmung so angenehm und gemütlich. Wir wären auch gerne in die Stadt gefahren,
weil dort in den Tempeln größer gefeiert wird. Aber irgendwie war diese kleine
Feier auch völlig in Ordnung.
Leider ist die Straße nicht so lang. Aber sonst würde man mehrere Häuser mit den Lichtern sehen.
Vor allem waren wir den Sonntag davor im Kino und die
Klimaanlage war so hoch eingestellt, dass Ela und ich uns eine Erkältung
eingefangen haben. Das ist übrigens die dritte oder vierte Erkältung, die ich
hier habe und schon das zweite Mal war die Klimaanlage schuld. Langsam hab ich
darauf kein Bock mehr, aber kann ja keiner ahnen, dass die so hochgedreht wird
und vorgewarnt hat uns auch niemand… Nächstes Mal packe ich mir Socken und
Jacke mit ein. Das Kino ist nicht anders als in Deutschland. Wir kamen ein
bisschen zu spät, weil unser Taxi einfach nicht gekommen ist und wir ganz
spontan eine Rikscha buchen mussten. Allerdings waren wir nicht die Letzten.
Nach uns kamen noch mehrere andere eingetrudelt und jedes Mal wurde
unvorteilhaft mit den Handytaschenlampen geleuchtet. In Deutschland wäre man
dafür mit Popcorn gesteinigt worden. Auch während des Filmes haben viele auf
Whatsapp Nachrichten geschrieben und das Mädchen neben mir hat mittendrin
plötzlich angefangen zu telefonieren. Zwischendurch gab es noch eine
Snackpause. Wir haben uns „Frozen“ angeschaut. Aber ich will unbedingt noch
einmal in ein näheres Kino vor Ort, denn dort soll man noch einmal ganz andere
Kinoerfahrungen machen. Läuft dort nämlich ein tamilischer Film, sind die
Zuschauer enthusiastisch. Zum Beispiel wird geklatscht, wenn der Held zu sehen
ist, geschrien, geweint, gelacht, gesungen und getanzt. Es wäre auf jeden Fall
einen Besuch wert.