Happy Karthigai Festival

Am Dienstagabend haben wir das „Karthigai Festival“ gefeiert, was ein weiteres Fest der Hindus ist und hauptsächlich in tamilischen Gegenden gefeiert wird.  Mir wurde auch die Geschichte dazu erzählt, allerdings war sie für mich ein bisschen schwer zu verstehen. Ich habe aber trotzdem versucht, sie in einfacher Form festzuhalten.

Der mythologische Bezug besagt, dass der Lord Shiva den Göttern Lord Vishnu und Lord Brahma (solltet ihr die alle nicht kennen, müsst ihr das selbst recherchieren) als ewiges Licht erschien ist. Da die beiden sich für überragend hielten, wollten sie diese Erscheinung prüfen, indem sie nach Shivas Kopf und Füßen suchten. Lord Vishnu nahm dabei die Form eines Ebers an und durchsuchte die Erde. Dagegen verwandelte sich Lord Brahma in einen Schwan und flog in den Himmel, um dort Ausschau zu halten. Die Suche von Lord Vishnu ging leer aus und er kehrte zurück. Aber Lord Brahma stieß auf Thazhambu, eine Blume, von der er erfuhr, dass sie vor dreißigtausend Jahren von Lord Shivas Kopf herabschwebte. Das Gesagte nutzte Lord Brahma und behauptete gegenüber Lord Shiva, dass er seinen Kopf gesehen hätte. Doch Lord Shiva erkannte die Lüge und legte fest, dass es auf dieser Welt keinen Tempel für Lord Braham mehr geben soll. Auch die Verwendung der Blume Thazhambu wurde in seiner Anbetung verboten. Lord Shiva erschien wirklich als Licht und dieser Tag heißt deswegen „Karthikai Maha Deepam“.

Das Fest wird gefeiert, indem überall im und um das Haus kleine Öl-Kerzen aufgestellt werden. Damit sollen böse Geister ferngehalten werden. Es wird aber auch eine Kerze den ganzen Winter am Eingang stehen gelassen, damit  der Weg in der dunklen Jahreszeit besser gefunden werden kann.

Wir haben also erst einen kleinen Gottesdienst gefeiert und im Anschluss die Kerzen verteilt. Dabei hat Jillu sich aus Versehen ein bisschen die Haare verbrannt. Danach gab es auf dem Dach ein paar Kleinigkeiten zu essen und zwischendurch konnte man einzelne Feuerwerke sehen. Später hat Kamatchi dann noch für uns gekocht.

Das Fest war ganz besinnlich und gerade auf dem Dach war die Stimmung so angenehm und gemütlich. Wir wären auch gerne in die Stadt gefahren, weil dort in den Tempeln größer gefeiert wird. Aber irgendwie war diese kleine Feier auch völlig in Ordnung.

Leider ist die Straße nicht so lang. Aber sonst würde man mehrere Häuser mit den Lichtern sehen.

Vor allem waren wir den Sonntag davor im Kino und die Klimaanlage war so hoch eingestellt, dass Ela und ich uns eine Erkältung eingefangen haben. Das ist übrigens die dritte oder vierte Erkältung, die ich hier habe und schon das zweite Mal war die Klimaanlage schuld. Langsam hab ich darauf kein Bock mehr, aber kann ja keiner ahnen, dass die so hochgedreht wird und vorgewarnt hat uns auch niemand… Nächstes Mal packe ich mir Socken und Jacke mit ein. Das Kino ist nicht anders als in Deutschland. Wir kamen ein bisschen zu spät, weil unser Taxi einfach nicht gekommen ist und wir ganz spontan eine Rikscha buchen mussten. Allerdings waren wir nicht die Letzten. Nach uns kamen noch mehrere andere eingetrudelt und jedes Mal wurde unvorteilhaft mit den Handytaschenlampen geleuchtet. In Deutschland wäre man dafür mit Popcorn gesteinigt worden. Auch während des Filmes haben viele auf Whatsapp Nachrichten geschrieben und das Mädchen neben mir hat mittendrin plötzlich angefangen zu telefonieren. Zwischendurch gab es noch eine Snackpause. Wir haben uns „Frozen“ angeschaut. Aber ich will unbedingt noch einmal in ein näheres Kino vor Ort, denn dort soll man noch einmal ganz andere Kinoerfahrungen machen. Läuft dort nämlich ein tamilischer Film, sind die Zuschauer enthusiastisch. Zum Beispiel wird geklatscht, wenn der Held zu sehen ist, geschrien, geweint, gelacht, gesungen und getanzt. Es wäre auf jeden Fall einen Besuch wert.

goodbye Kathi, goodbye Haare

Eigentlich ist es jetzt schon zwei Wochen her, dass Kathi das Pillar verlassen hat. Aber ich habe trotzdem noch ein paar Bilder und Erlebnisse, die wir mit ihr gemacht haben, die ich mit Euch teilen wollte.

Zwischendurch hatte Ela ein kleines Problem. Ihr Kopf juckte. Als sie dann auch noch eine Laus entdeckte, musste gehandelt werden. Zum Glück haben die ehemaligen Freiwilligen Laus-Shampoo zurückgelassen. Ich habe also ihr Haare damit eingeschmiert und regelmäßig die Läuse und Niesten rausgekämmt. Leider mussten ich ihre Dreads abschneiden und auch die Längen ihrer Haare mussten dran glauben. Um sie wieder aufzuheitern, habe ich ihr versprochen, dass wir zum Friseur in der Mall fahren können, sobald ich keine Läuse und Niesten mehr beim Kämmen finden kann.

Dabei ist mir klar geworden, wie schnell es gerade im Kindergarten passieren kann, dass man sich Läuse einfängt. Und da ich gesehen habe, was für eine Arbeit das schon bei Elas Haarlänge war, hatte ich bei meinen langen, dicken Haaren so gar keine Lust, die Prozedur mitmachen zu müssen. Außerdem wollte ich meine Haare unbedingt spenden, wenn ich sie mir mal abschneide. Das ist allerdings nur möglich, wenn man gesundes und sauberes Haar hat. Ich war also am überlegen, meine Haare einfach mit abzuschneiden. Im Internet habe ich dann eine deutsche Organisation gefunden, bei der man seine Haare nicht einfach nur spenden kann, sondern bei der ab einer Länge von dreißig Zentimetern die Haare in ihrem Wert bemessen werden. Es wird also geschaut, wie lang, wie schwer der Zopf ist und ich glaube die Farbe und Struktur spielen auch noch eine Rolle (da bin ich mir allerdings nicht sicher). Der Geldbetrag, der nach der Wertschätzung zusammenkommt, wird dann an eine Krebsorganisation gespendet. Nachdem ich Kathi davon erzählt habe, war sie so begeistert davon, dass sie gleich mitmachen wollte und bereit dazu war, meine Haare mit nach Deutschland zu nehmen und in meinem Namen zu spenden. Damit wurde mir die Entscheidung also abgenommen. Am nächsten Morgen hat Ela dann auch schon meine Haare zu einem Zopf geflochten und abgeschnitten.

Gleich darauf sind wir dann in die Mall gefahren und ich saß beim Friseur auf dem Stuhl. Ich weiß nicht warum das Schicksal schon wieder so gütig zu mir war, aber ich hatte anders als die anderen beiden nicht ganz so viel Glück bei der Wahl meines Friseurs. Ohne Witz. Der junge Mann hat für meine Haare genauso lange gebraucht wie der andere Friseur für Elas und Kathis gebraucht hat. Außerdem hat er mich nicht verstanden und anstatt noch einmal nachzufragen, hat er sich nichts anmerken lassen und einfach fröhlich drauf losgeschnitten. Ich habe mehr als deutlich gesagt, dass ich nicht noch mehr an Länge verlieren möchte und auch keine Stufen haben möchte, da meine Haare so kraus sind. Er hat meine Haare jedoch so kurz geschnitten, dass ich sie noch nicht einmal mehr zusammenbinden kann und sie stehen ab, weil er Stufen reingeschnitten hat. Dann hat er sie geglättet, obwohl ich die ganze Zeit gesagt habe, dass ich sie nicht glatt haben möchte. Zum Schluss hat er mir noch gesagt, dass er was anderes erwartet hätte und er nicht mit dem Ergebnis zufrieden sei. Aber ich könnte mir meine Haare jeden Tag glätten, dann sehe das gar nicht so schlecht aus. (Jeder deutsche Friseur hätte spätestens jetzt seinen Job verloren.) Und da wurde es mir zu viel und ich hab einfach angefangen zu weinen. Und nein, ich habe nicht geheult, weil ich meine Haare, die fünf Jahre gebraucht haben, um so lang zu wachsen, abgeschnitten habe. Ich habe meine Tränen vergossen, weil ich so sauer war, dass er mir im Prinzip gesagt hat, dass er es verkackt hat und sich noch nicht einmal dafür entschuldigt hat. (Aber das haben viele indische Männer sowieso nicht so drauf…) Wenigstens habe ich nur um die dreizehn Euro für einen Schnitt, der mich in Deutschland schon an die hundert Euro gekostet hätte, gezahlt. Es ist auch kein schlechter Schnitt, nur eben überhaupt nicht das, was ich wollte.

Mittlerweile habe ich mich mit dem Schnitt angefreundet. Trotzdem freue ich mich schon auf den Moment, in dem die Stufen soweit rausgewachsen sind, dass ich alles auf eine Länge schneiden lassen kann und meine Haare wieder im Zopf tragen kann. Diesmal aber bei jemand anderes. An sich ist es auch super entspannt, weil ich keine Tonne Haare mehr mit mir herumschleppen muss und das Duschen schneller geht. Doch die indischen Frauen fanden das überhaupt nicht witzig, dass ich mir meine Haare abgeschnitten habe. Hier stehen lange Haare für Wohlstand und es ist egal, wie kaputt und dünn die unten aussehen. Hauptsache, die sind lang. Doch irgendwie hat dieser Umstand in mir (nach einer kurzen Depriphase, weil mir zu oft gesagt wurde, dass meine Haare nun nicht mehr schön sind)nur Trotz erweckt und ich wollte erstrecht dem Idealbild entgegenspringen.

Das darauf folgende Wochenende haben wir dann zusammen mit Sneeha (eine der Küchenhilfen), Lakshmi (unser Empfangsmädchen) und ihrem Verlobten einen Ausflug gemacht. Zuerst ging es zum Thirumalai Nayakar Mahal der Überrest eines Palastes in Madurai. Im Anschluss haben wir uns noch einmal den Menakshi Tempel angeschaut und waren in dem dazugehörigen Museum.

Am nächsten Tag waren wir bei der Familie von Lakshmis Verlobten zum Essen eingeladen. Auf dem Weg dahin mussten wir einem kleinen Welpen noch unsere Liebe und Zuneigung schenken, was auf die Menschen hier eher befremdlich wirkt. Beim Essen ist ganz witzig zu beobachten, dass meistens immer das Essen um Lukas herum positioniert ist. Aber ist ja auch am logischsten, da er meistens am meisten und mit der größten Begeisterung isst. Vor dem Essen haben wir uns ein Video einer indischen Hochzeit angeschaut, was eigentlich ganz interessant war. Eigentlich unterscheidet sich die Zeremonie auch gar nicht so sehr von der in Deutschland, außer dass das Brautpaar meines Erachtens im Anschluss definitiv zu oft von Gästen gefüttert wird. Mich hätte noch interessiert, wie im Anschluss weitergefeiert wird, doch das war auf dem Video leider nicht mehr zu sehen.

Das Wochenende darauf war dann auch schon Kathis letztes Wochenende in Madurai und wir haben am Samstag im TV-Raum ihren Abschluss gefeiert. Am Sonntag ging es für sie dann mit dem Bus weiter, da sie noch vor der Rückkehr nach Deutschland ein paar weitere Orte in Indien sehen wollte.

Da sie meine Haare und ihre Haare bei der Organisation spenden wollte, musste sie ja die Zöpfe mit sich herumschleppen. Wir haben dann Witze darüber gemacht, wie ihr Backpack am Flughafen kontrolliert wird und die Beamten sie für eine Mörderin halten könnten, die die Haare als Trophäe mit sich herum schleppt.

Ich danke dir, Kathi, auf jeden Fall dafür, dass du meine Haare trotz dessen mit nach Deutschland genommen hast und für die schöne Zeit mit dir hier im Pillar. Du bist ein wenig der ältere-Schwester-Ersatz gewesen und trotzdem warst du dir für keine Aktion zu schade oder zu alt.  

let’s get raped!!