Kathmandu/Darjeeling/Kalimpong

Das Ende des Januars haben wir in Nepal verbracht (Ja ich bin „up to date“ mit diesem Bericht). Da wir nur ein paar Tage außerhalb von Indien verbringen konnten, haben wir uns die ganze Zeit in Kathmandu aufgehalten. Dort oben waren viel geringere Temperaturen, als wir es aus Madurai kennen. Von um die 30 Grad ging es für in Gebiete, die nur halb so warm waren. Da wir diesen Trip in Deutschland noch nicht unbedingt eingeplant hatten, hatten wir natürlich auch nicht die nötige Kleidung. Also haben wir gleich am ersten Tag noch Kleidung zum Schichten gekauft. So kam es, dass ich immer drei Leggings übereinander getragen habe. Dazu habe ich noch Unterhemd, langes Oberteil, Fleece Jacke Nr. 1, Fleece Jacke Nr.2 und Schal angezogen. Ich bin aber auch immer extrem schnell am Frieren. Auch wenn in Madurai die Temperaturen unter 30 Grad gehen, ziehe ich mir schon Jacke oder Schal drüber. (Ich will gar nicht daran denken, wie es sein wird, mich an die kalten Temperaturen in Deutschland zu gewöhnen.) Im Übrigen gab es dort auch keine Heizungen, aber warmes Wasser zum Duschen (nur in Kathmandu), wofür ich echt dankbar war.

So viel weiter im Norden ist der Buddhismus viel weiter verbreitet als bei uns im Süden, sodass wir uns eher darauf konzentriert haben, buddhistische Tempel und Klöster zu besuchen. Doch wir haben uns nicht alle Sehenswürdigkeiten angeschaut, weil bei vielen für uns die Eintrittskosten zu hoch waren (Umgerechnet in deutsche Preise wären sie nicht so hoch gewesen, aber für uns schon, da wir in der letzten Zeit schon so viel unterwegs waren…). Jeden Tag waren wir in den Straßen von Thamel unterwegs, wo die meisten Restaurants und andere Läden zu finden waren.

Von Thamel ausgehend haben wir dann auch begonnen Kathmandu zu erkunden. Die meisten Sachen kann man ganz gut zu Fuß erreichen, man muss aber auch schon mit dreißig minütigem Fußmarsch rechnen.

Seht ihr den Mann mit der Zeitung? Hier hält er sie noch.
Da hat er die Zeitung vor Schreck doch glatt fallen lassen!!
Hier noch ein normales Bild

Einer unserer ersten weiteren Ziele war der Affentempel Swayambhunath. Oft hängen überall bunte Fahnen mit Schriftzeichen. Dies sind buddhistische Gebete, Mantras und auch Wünsche, die von dem Wind davongetragen werden sollen. Außerdem sieht man öfter Gebetsmühlen (Rollen mit Schriftzeichen, die sich drehen lassen). Im Inneren befinden sich Schriftrollen mit den wichtigsten Mantras. Beim Beten werden diese gesprochen und gleichzeitig wird die Gebetsmühle gedreht, damit auch die Schriftrolle im Inneren in Bewegung kommt. Das soll gutes Karma bewirken und auch helfen, dass die Mantras in Erfüllung gehen.

An unserem letzten Tag sind wir zu einer buddhistischen Tempelanlage gefahren und haben uns dort nicht nur alles angeschaut, sondern auch die Zeit und Atmosphäre genutzt, uns einen Moment zu entspannen.

Im Anschluss ging es zu einer Tempelanlage, wo gläubige Hindus hinkommen, um dort zu sterben und vor allem, um dort verbrannt zu werden. Wenn sie noch leben, trinken sie kurz vor ihrem Tod ein bestimmtes Wasser aus dem Tempel. Im Tempel steht eine Götterstatue und beim Beten werfen die Hindus Butter, Wasser, Milch und Ghee auf die Statue. Mittels einer Rinne werden die Flüssigkeiten zum Trinken aufgefangen und teilweise in den Fluss geleitet. Dieses Wasser trinken die Menschen kurz vor ihrem Tod. Sie glauben daran, dass sie dadurch gereinigt werden und dies dann der glücklichste Moment ihres Lebens ist.

Nach dem Tod wird die verstorbene Person aufbereitet, indem sie erst entkleidet wird und dann mit dem Flusswasser gewaschen. Dabei wird das Wasser aus dem Tempel in den Mund gegeben (vor allem, wenn sie es nicht mehr geschafft haben, das Wasser selbst zu Lebzeiten zu trinken).

Ist dies geschehen, werden sie mit einem Umzug zu den Verbrennungsstätten gebracht. Früher wurden sie auch einmal durch die Stadt getragen, was jetzt mit dem Verkehr nicht mehr möglich ist. (Bei uns in den Dörfern werden sie noch mit viel Tamtam zu  den Verbrennungsstätten getragen. Dabei werden Böller angezündet und Blumen geworfen.) An der Verbrennungsstätte angekommen, werden noch weitere Rituale durchgeführt. Zum Bespiel werfen alle Angehörigen Reis auf die verstorbene Person, berühren die Füße und Waschen die Hände. Zuerst machen das die Frauen und dürfen nach dem Berühren der Füße nicht von alleine aufstehen, sondern werden von den Männern hochgezogen. Danach sind die Männer an der Reihe. Ein paar der Frauen heulen sich währenddessen in Ekstase und manchmal muss auch die eine oder andere Frau weggeführt werden.

Im Anschluss wird die Leiche auf Holz gelegt und darüber kommt noch eine Schicht Holz und Ghee, damit es besser brennt. Die Verbrennung dauert 3-4 Stunden. Die Asche wird dann in den Fluss gefegt und die Stelle wird mit dem Flusswasser gereinigt. Die Angehörigen müssen nach der Verbrennung schnellstmöglich nach Hause fahren und sich waschen.

Die Körper müssen sehr schnell verbrannt werden. Sprich, wenn die Person am Morgen gestorben ist, dann muss der Körper noch bis zum Abend hin verbrannt werden.

Es ist wichtig, dass dies direkt am Wasser geschieht, damit die Asche in den Fluss gefegt wird. Denn der Fluss trägt die Asche dann zum Meer und von dort aus können sie dann in den Himmel.

Bei den Buddhisten werden die Leichen eher in die Berge gebracht, um dem Himmel näher zu sein, weil sie glauben, von dort aus aufsteigen zu können. Deswegen sind viele buddhistische Stätten auf Bergen gebaut.

All die Informationen habe ich aus einem sehr interessanten Gespräch mit einem Besucher der Bestattung und Lukas, der sich alles live angeschaut hat, während Ela und ich mit den Männern geredet haben und alles erklärt bekommen haben. Die Männer waren super nett und echt offen.

Am nächsten Tag ging es für uns mit dem Bus dann wieder zurück nach Indien. Insgesamt sind wir 15 Stunden mit dem Bus gefahren und es war so schrecklich kalt darin. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, meine Zehen zu verlieren, weil sie so gefroren waren. An der Grenze angekommen ging es mit einer Rikscha weiter, was total praktisch war, denn der Mann hat uns zu den Orten gebracht, an denen wir die Stempel für Aus- und Einreise bekommen haben und dann zum Bus, mit dem es weiter nach Siliguri ging.

Von Siliguri aus sind wir mit dem Taxi weiter nach Darjeeling gefahren, um dort eine Freiwillige und ihre Stelle zu besuchen. Natürlich musste das Schicksal es wieder gut mit uns meinen uns so hatten wir eine Autopanne. Der Fahrer war über ein Metallstück gefahren und der Reifen war geplatzt. So haben wir noch eine weitere Stunde in der Kälte gestanden und vor uns hin gebibbert. Wenigstens gab es einen Snackstand in der Nähe, der dank Lukas richtig Gewinn an diesem Tag gemacht hat… In Darjeeling waren es nur noch so um die 6 Grad am Tag und um die 0 in der Nacht. Also musste ich meine Garnitur um eine Leggings und einem weiteren Pullover erweitern. In der Nacht hatte ich vier Decken und meinen Baumwollschlafsack und habe immer noch gefroren. Also habe ich mir am nächsten Tag eine Wärmflasche zugelegt, die zu meinem stetigen Begleiter für die nächsten Tage wurde.

Die Stelle in Darjeeling ist total schön, allerdings konnte ich mich aufgrund der Temperaturen nicht so recht wohlfühlen. Das tat mir ein wenig leid, denn die Menschen dort vor Ort waren so herzlich. Vor allem der Koch, der uns mit Leckereien verwöhnt hat und mir ständig die Wärmflasche aufgefüllt hat. Untergekommen sind wir in der Hayden Hall. Hierzu gehört ein Kindergarten, in dem die Freiwillige vor Ort die meiste Zeit eingesetzt wird, eine Schule und eine Weberei für Frauen mit zugehörigen Fairtrade Shop. Während bei uns die Andacht immer am Abend ist, sind wir in Darjeeling immer am Morgen zusammen gekommen. Die Andachten waren immer sehr schön, vor allem der Gesang klingt so angenehm, auch wenn ich nichts verstanden habe.

Auch in Darjeeling haben wir zwei buddhistische Tempel besucht und ein Kloster, welches allerdings geschlossen war. Zwischendrin gab es immer wieder Teepausen, um den Körper wieder aufzuwärmen. In Nepal hatte ich erst Scherzes halber behauptet, mir Handschuhe zu kaufen. Spätestens in Darjeeling habe ich bereut, es nicht getan zu haben. Leider konnten wir die Aussicht nicht genießen, da es sehr bewölkt war. Doch am Morgen vor der Abfahrt konnten wir einen kurzen Augenblick die Spitzen des Himalayas erkennen.

Nach zwei Tagen war unser Aufenthalt in Darjeeling leider schon vorüber. Mit dem Taxi ging es für uns weiter nach Kalimpong, um eine Freiwillige vom Bistum zu besuchen. Sie hat ihre Stelle mitten in den Bergen an einer Schule mit einem besonderen Fokus auf Musik. Und die Sicht ist einfach so unglaublich schön. Am Abend unserer Ankunft waren wir erst einmal Momos essen (ähnlich wie Maultaschen mit Kohl und Gemüse oder Fleisch gefüllt und im Norden eher verbreitet). Ich bin ein absoluter Momo-Fan und werde in Deutschland unbedingt versuchen müssen, diese auch einmal zu kochen. Wir haben dann den nächsten Morgen bis zum Mittag mit in der Schule verbracht und waren vor allem im Kindergarten lange Zeit beschäftigt.

Nach dem Essen mussten wir leider auch schon wieder los, da es zum Abend hin keine Taxis mehr gibt und unser Zug in der Nacht aus Siliguri fahren sollte. Also waren wir viel zu früh am Bahnhof und haben in einem Wartesaal gewartet. Das war echt kein Spaß, denn neben den Verkäufern, die mit Musikboxen unterwegs waren, Bettlern, Indern, die die Vorteile von Kopfhörern noch nicht erkannt haben, Telefonaten und den Durchsagen, die auf drei verschiedenen Sprachen mindestens fünf Minuten am Stück im halbe Stunde Takt gemacht wurden, waren die mehr als zehn Stunden, die wir dort auf unseren Zug gewartet haben sehr anstrengend.

Der Zug war doch jede Sekunde des Wartens wert. Wir hatten ein richtiges Luxusabteil, und ich habe erst einmal genügend Schlaf nachgeholt. Ab dem Frühstück wurde man dann mit vielen Leckereien verwöhnt. Leider mussten wir in Kalkkutta dann den Zug wieder wechseln. Weiter ging es dann im AC Sleeper-Abteil. Unsere Nische haben wir mit drei Männern geteilt, was an sich erst einmal kein Problem war, in der Nacht dann jedoch zu einem Problem wurde. Nicht nur einer der Männer hat geschnarcht wie nichts Gutes, sondern gleich zwei. Und das mussten wir uns zwei Nächte antun. In der zweiten Nacht war der Mann sogar so laut, dass man an die Wand, an der ich lag, geschlagen hat, um dem Ganzen ein Ende zu bringen. Blöd nur, dass nur ich davon noch mehr gestört wurde und nicht der Schuldige. Dieser hatte Schlafmittel genommen und lies sich auch von Lukas nicht wecken.

Generell ist mir der Unterschied zwischen den Menschen im Zug aufgefallen. Sonst sind wir immer mit der ganz normalen Sleeper-Class gefahren, doch für die lange Stecke haben wir uns ein Upgrade mit AC gegönnt. In der AC Klasse ist mir dann aufgefallen, dass sich hier einige Meisten sehr wichtig fühlen. Das sieht man schon an ihrem Körperbau und ihrem selbstbewussten Gang. Man merkt einfach, dass es sich dort um eine andere Gesellschaftsschicht handelt. Ich möchte damit jetzt kein Vorurteil aussprechen, es handelt sich dabei um eine reine Beobachtung. Negativ habe ich dieses Verhalten dann nur empfunden, wenn sie sich ihrer Macht bewusst waren und sie ausgenutzt haben. Ein Satz, den Ela zu hören bekommen hat war zum Beispiel: „Hallo, ich bin Soldat, willst du ein Selfie mit mir machen?“. Generell endete jedes Gespräch damit, dass die Person ein Bild wollte und ich habe jedes Mal verneint und es wurde nicht einmal akzeptiert. Stattdessen gab es immer schwache Argumente dafür, warum ich jetzt ein Bild mit der Person machen muss. Ich bin jedes Mal standhaft geblieben und habe einen Mann dann dabei erwischt, wie er heimlich Bilder von mir gemacht hat, nachdem er vorher gesagt hat, dass es kein Problem für ihn ist, dass ich keine Fotos mit ihm machen möchte. Ich kann das Verhalten in dem Moment einfach nicht verstehen und es nervt mich teilweise so dermaßen, nicht ernstgenommen zu werden. Generell habe ich auch gemerkt, dass es im Norden so viel ruhiger ist als im Süden. Nicht nur der Straßenverkehr und die Musik. Die Leute strahlen so eine angenehme Gelassenheit aus, die ich jetzt in Madurai schon ein bisschen vermisse.

Ein Highlight war ein Mann, der durch den Zug gegangen ist und Bücher verkauft hat. Es handelte sich dabei zwar um Mangelexemplare, aber für die und gebrauchte Bücher habe ich sowieso ein Faible. Zudem haben die Bücher nur ein Drittel oder Viertel des Preises gekostet und in Euro umgerechnet war man bei 1,25€.

Wie dem auch sei sind wir dann in der Nähe von Madurai angekommen, sind dann mit dem Bus drei weitere Stunden gefahren und dann noch vierzig Minuten mit der Rikscha. In meinem Zimmer angekommen bin ich dann in einen Dornröschenschlaf gefallen. Letztendlich sind wir am 5. Februar gegen halb eins gestartet und sind dann am 8. Februar um halb sieben angekommen.

Auch wenn die Reise sehr schön war, ich dankbar für die Eindrücke bin, freue ich mich umso mehr jetzt erst einmal in Madurai zu sein. Denn die Momente in der Schule und Ausflüge in die Umgebung sind für mich genauso kostbar.

Happy Pongal

Nach dem Seminar sind die drei anderen Freiwilligen unserer Organisation mit zu unserer Stelle gefahren, um das Pongal-Fest mit uns gemeinsam zu feiern.

Pongal lässt sich mit dem in Deutschland bekannten Ernte-Dank-Fest vergleichen und wird in ganz Tamil Nadu gefeiert.

Am Montag war zwar offiziell noch kein Pongal, aber bei uns in der Schule wurde trotzdem das Fest gefeiert. Jeder durfte seine „normale“ Kleidung tragen. Sprich die Kinder durften die Schuluniform weglassen und die Lehrer mussten nicht den Montagssari anziehen, sondern konnten frei wählen. Auch die Haare durften offen getragen werden. Nur die zwölfte Klasse hat sich freiwillig dazu entschieden, die Uniform zu tragen, da sie später am Tag noch Exams schreiben mussten. Fast alle Mädchen haben sich sehr viel Mühe mit Ihrem Aussehen gegeben und auch ich wurde beim Betreten des Schulhofes gleich von ein paar Mädchen entführt und geschmückt. Neben einem Sticker auf die Stirn gab es noch welche in die Haare mit gaaaanz viel Glitzer. Natürlich durfte die Blumen im Haar auch nicht fehlen.

Nachdem ich für die Feierlichkeiten auch genügend geschmückt wurde, habe ich fasziniert den Mädchen dabei zugeschaut, wie sie Blumenmandalas auf den Boden gestreut haben. Als die Bilder fertig waren, wurden Steine darauf platziert, um darauf die Kessel zu platzieren. (Das hat mir ein wenig das Herz gebrochen, da dadurch die Bilder auf dem Boden zum Teil zerstört wurden.) Über die Kessel wurden dann drei Zuckerrohrstanden zu einer Pyramide gebunden.

An den Kochstellen wurde dann Pongal zubereitet. Zuerst muss dafür Wasser und Milch in zum Kochen gebracht werden. Sobald die Flüssigkeit heiß genug ist, wird aufgeweichter Reis und aufgeweichte Linsen hinzugegeben. Dazu kommen Jaggery (Rohrzucker), Ghee (Butterschmalz), Kardamom, ein paar andere Gewürze und später noch Cashew-Nüsse und Trockenfrüchte. Nicht die gesündeste Mahlzeit, weswegen es gut ist, dass es sie nicht so oft gibt. Denn ich stehe sowas von auf Pongal. Das schmeckt fast so wie Milchreis, nur viel exotischer.

Wenn das Milch-Wasser-Gemisch anfängt zu kochen, gibt es noch eine ganz witzige Tradition. Die Frauen schreien dann nämlich so lange, bis es überkocht. Dazu hat es eine bestimmte Bedeutung, in welche Richtung die Flüssigkeit überläuft. Am besten ist es, wenn es in Richtung Osten fließt. Denn im Osten geht die Sonne auf und man wendet sich dann im neuen Jahr der Sonne zu. Die anderen Richtungen sind aber auch in Ordnung. Außer der Süden wird bei manchen nicht so gerne gesehen, da dort die Menschen angeblich nach dem Tod hinkommen und man sich so in diese Richtung für das neue Jahr orientiert. Da streiten sich aber auch die Geister und jeder hat mir etwas anderes erzählt.

Während alle darauf gewartet haben, dass das (keine Ahnung, ob ich den richtigen Artikel verwende) Pongal fertig gekocht wird, haben die Schüler ein kleines Programm mit Tanz und Gesang zur Unterhaltung vorbereitet. Außerdem gab es für die Jungs noch ein Spiel mit dem Namen Uriyadi. „Uri“ bedeutet so viel wie Topf und „adi“ schlagen. Zwischen Gebäude und Bäumen wurde ein Topf gefüllt mit Wasser und Blüten aufgehängt und die Jungs mussten mit einem Schlagstock versuchen, diesen zu zerstören. Vorher bekamen sie ihre Augen verbunden und wurden im Kreis gedreht. Unter anderem haben auch die drei männlichen Freiwilligen leider erfolglos ihr Glück probiert.

Als das Pongal fertig servierfertig war, wurden Teller verteilt und jeder bekam eine dicke Portion davon. Nach dem Aufräumen wurden dann noch die Zuckerrohre klein geschnitten und verteilt. Wir haben dann auch wie die Nagetiere immer ein Stück abgebissen, den Saft rausgekaut und die Holzfasern ausgespuckt.

Der Tag darauf war dann der eigentliche erste Feiertag von Pongal. Genannt wird er Bogi. Die Inder müssen an diesem Tag das komplette Haus reinigen und ihren Müll verbrennen. Außerdem beten Hindus an diesem Tag Lord Indra an (Ich verzichte in diesem Kontext auf eine Erläuterung). Wir haben unseren Tag jedoch in Madurai verbracht, waren in diversen Geschäften unterwegs, sind zum Tempelbasar und im Anschluss in den Tempel gegangen. Dort hatten wir dann das erste Mal richtige Probleme wegen Lukas‘ Pumpe, aber nach ungefähr 30 Minuten Wartezeit und zahlreichen Telefonaten, durften wir auch in den Tempel.

Der zweite Feiertag ist dann Pongal. An dem Tag wird von den Hindus Lord Surya (der Sonnengott) angebetet und man dankt ihn für die Ernte. Mit den frisch geernteten Reis, Linsen, Rohrzucker, Ingwer, Kurkuma uns so weiter wird dann Pongal gekocht. Wir waren an diesem Tag bei Kamatchi eingeladen. Und ich muss sagen, das Pongal, welches es dort zu schnabulieren gab, war mit Abstand das Köstlichste von allen, die ich die letzten Tage über bekommen habe.

Weiter geht es mit dem dritten Tag im Bunde: Maattu Pongal. Dieser Tag ist für die Tiere gedacht. Es gibt ein Spiel mit dem Namen Jallikattum, welches von jungen Männern an diesem Tag gespielt wird. Dabei muss „Mann“ versuchen einen wütenden Bullen zu beruhigen. Am Hals befindet sich ein Sack mit Geld und wenn der Bulle ruhig genug ist, kann dieser abgenommen werden. Früher kam noch dazu, dass ein Mann dieses Spiel gewinnen musste, bevor er ein Mädchen im Dorf heiraten durfte.

Dazu gibt es auch eine ganz kurze und spannende Geschichte zu. Und Zwar hat Lord Shiva den Bulen Nandhi zu den Arbeitern auf dem Feld geschickt, um ihnen auszurichten, dass sie jeden Tag in Öl baden sollen und einmal im Monat etwas essen sollten. Doch der Bulle hat den Inhalt vertauscht und erzählte den Arbeitern, dass sie jeden Tag essen und nur im Monat ein Ölbad nehmen sollten. Als Strafe musste der Bulle seit dem Tag mit auf den Feldern arbeiten und deswegen werden auch immer noch Bullen in der Landwirtschaft genutzt.

Wir haben diesen Tag mit den Arbeitern bei uns im Haus gefeiert. Die Tiere wurden mit Farbe bemalt und mit Blumen geschmückt. Während die Kühe sich absolut darüber gefreut haben und sich genüsslich gegenseitig über ihre Blumen hergemacht haben, saß manch ein Hund nur noch bedröppelt vor sich hin. Die Schweine zeigten bis es Fressen gab keinerlei Reaktion. Auch für die Tiere sollte es Pongal geben und nach einem kurzen Gottesdienst wurde das Essen unter ihnen verteilt. Auch an diesem Tag sollte es für uns wieder Zuckerrohr geben.

noch eine Runde Zuckerrohr

Später sind wir mit einem der Fathers ins Dorf nebenan gegangen, um uns dort die Spiele anzuschauen. Das war definitiv einer der Highlights, die ich hier in Indien erleben durfte. Sobald ein paar der Mädchen aus der Schule mich erspähten, wurde ich auch schon an die Hand genommen und von ihnen in die Menge gezogen. Mir nichts, dir nichts waren wir drei deutschen Mädchen auch schon die nächsten, die beim Tauziehen antreten sollten. Unter teilweise unfairen Bedingungen, haben wir das Spiel gewonnen und haben einen Silberteller als Trophäe überreicht bekommen. Und Schwupps wurde ich wieder in die Menge gezogen. Nun ging es darum, sämtlichen Müttern und kleinen Geschwistern vorgestellt zu werden. Ich hatte teilweise so viele Mädchen an der Hand, dass jede einen meiner Finger umklammert hatte. Als ich dann soweit durch war und von fast jedem einmal begrüßt wurde, durfte ich weiter bei den Spielen zuschauen. Da sollten Männer drei Steine hochstemmen und über ihre Schulter werfen (hat mich irgendwie an Wickie und die starken Männer erinnert). Doch nach dem Spiel wurde es auch schon zu dunkel und wir mussten zurück. Aber ich bin froh, dass ich überhaupt abends raus durfte und auch so nah an die Leute aus dem Dorf kommen konnte. Die haben einen schon für die bloße Anwesenheit so viel Freude und Dankbarkeit entgegengebracht. Das bekomme ich anders wahrscheinlich nicht noch einmal in dieser Form zu spüren.

Der letzte und vierte Tag ist Kannum Pongal. Da sollen die Menschen die Alten besuchen gehen, um von ihnen einen Segen zu erhalten. Außerdem wird der Reis eingefärbt und in kleinen Schalen auf di Terrasse gestellt, damit die Vögel ihn fressen können.

Das ist soweit alles, was ich von Pongal mitgenommen habe. Ich muss sagen, dieses Erntedankfest finde ich fast schöner als das, was wir in Deutschland feiern. Eben weil ich die Aufteilung in verschiedenen Tage und für was man alles dankbar ist total schön finde. Außerdem ist Pongal für mich zu einem Lieblingsgericht geworden. Hoffentlich schaffe ich es, diesen Gaumenschmaus auch in Deutschland nach zu kochen. Jetzt im Moment laufen bei uns die Vorbereitungen für den Annual Day und den Pallotti Day.

Kochi & Zwischenseminar

Viel zu früh kamen wir in unserer Unterkunft in der Nähe von Kochi an. Somit stand fest, dass erst einmal Schlaf nachgeholt werden musste. Bis zum Mittagessen trudelten dann auch die anderen Freiwilligen ein. Den ersten Tag (4. Januar) verbrachten wir noch mit Kennlern-Spielen und sonstigem. Am zweiten Tag ging es für alle nach Fort Kochi. In Zweiergruppen sollten wir den Ort erkunden und haben verschiedene Impulse mit auf dem Weg bekommen. Da wir alle mit einer Person, die wir noch nicht kannten, unterwegs sein sollten, verbrachte ich meinen Tag hauptsächlich mit Franzi. Auf Anhieb haben wir uns bestens verstanden und hatten somit viel Spaß zusammen. Wir haben den Tag gut gemeistert, obwohl sich die zwei Menschen mit den geringsten Orientierungssinn zusammengefunden hatten.

auch Bäume brauchen Liebe

Die nächsten Tage drehten sich dann um unser vergangenes Jahr. Zu Fragen wie: „Was wir so erlebt haben“,  „Was uns erfreut hat“ und „Was uns schwer gefallen ist“, sollten wir auf Papier malen und Stichwörter hinzufügen und das Bild später in Kleingruppen vortragen. Vom Prinzip her genauso mussten wir später auch noch einen Blick in die Zukunft mit unseren Vorsätzen gestalten.

Unter anderem haben wir dann noch über andere Themen, die uns so interessierten wie Gewalt, Besuche, Arbeitsalltag, usw. gesprochen und es gab noch eine Einheit zum Thema kulturbewusste Kommunikation. Abends gab es dann die eine oder andere Buschparty.

Am 10. hatte Leon Geburtstag. Dies musste natürlich erst reingefeiert werden und dann mit Kuchen über den Tag hin gefeiert werden. Da dieser Abend auch der für uns gemeinsame letzte war, sind wir zum Strand gefahren, um gemeinsam den Sonnenuntergang zu genießen. Außerdem wurden kleine Bücher verteilt, in die jeder jedem eine Nachricht schreiben konnte.

Am 11. endete das Seminar nach dem Mittagessen. Da unser Zug erst gegen kurz vor Mitternacht abfahren sollte und die einen oder anderen ähnliche Abfahrzeiten hatten, sind wir gemeinsam zum Bahnhof, haben und mehr oder weniger Erfolgreich ein Zimmer in Nähe des Bahnhofes gebucht, unsere Sachen dort abgeschmissen und sind noch einmal mit der Fähre nach Fort Kochi gefahren.

Obwohl die Verkehrsmittel auf unserem Weg zurück zum Bahnhof eher gegen uns gespielt haben, schafften wir es noch rechtzeitig zum Bahnhof, mussten allerdings feststellen, dass unser Zug sowieso eine halbe Stunde Verspätung hatte.

Letztendlich schafften wir es in den richtigen Zug und haben die „Nordinder“ unserer Organisation mit zu uns genommen, damit sie über die Feiertage bei uns Urlaub machen konnten.