Übers Zuhören

„ Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt, und er ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte das alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.“

Michael Ende – Momo

„Wirklich zuhören können nur recht wenige Menschen.“ (Michael Ende) Doch richtiges Zuhören ist für mich zu einer Haltung geworden. Wenn man nur zuhört, fallen einem viel mehr Dinge bei den Gesprächen auf. Man bemerkt die Emotionen, die sich beim Reden in dem Gesicht des Sprechers abzeichnen wie das Zucken im Mundwinkel, die Spuren auf der Stirn, man achtet auf das Stocken und die Regung in der Stimme, wenn das Thema die Person gerade sehr berührt. Durch Aufmerksamkeit und Anteilnahme vermitteln wir unserem Gegenüber das Gefühl, nicht unbedeutend zu sein. Es gibt ihm ein Selbstwertgefühl und damit Kraft. Dabei geht es nicht darum, alles zu verstehen oder auf alles eine Antwort geben zu können. Sondern einfach da zu sein und zuzuhören.

Es bedeutet nicht automatisch, dass man den Gesagtem zustimmt, aber ich finde, erst wenn man wirklich alles gehört hat, was der andere zu sagen hat, ist man im Recht darüber zu urteilen.

Auch für die zwischenmenschliche Beziehung ist das Zuhören enorm wichtig. Denn wenn wir nicht darauf achten, was der andere uns vermitteln will, können wir auch nicht darauf eingehen. Im schlimmsten Fall kann es zu Missverständnissen kommen, die sich zu Problemen entwickeln.

Oft sind wir von Vorurteilen geprägt und wir können nur durchs richtige Zuhören erfahren, ob sie der Wahrheit entsprechen.

Deswegen ist mir dieser entwicklungspolitische Freiwilligendienst so wichtig. Die Vorstellung etwas bewegen zu können ist utopisch. Ich möchte Menschen in anderen Ländern zuhören und die Dinge vor Ort sehen, damit mich meine Überheblichkeit nicht vorher urteilen lässt.

Und manchmal ist mit etwas Erreichen auch schon gemeint, dass die Unscheinbaren erhört werden, damit sie auch einmal das Gefühl bekommen, einen Wert zu haben.